Veröffentlicht am 09.08.2022
Deine Worte in meiner Seele
Ashlyns Leben bricht völlig auseinander. Erst stirbt ihre Zwillingsschwester Gabby, dann muss sie zu ihrem Vater, der die Familie vor Jahren verließ, ziehen, da ihre Mutter sie nicht länger bei sich haben wollte. Völlig orientierungslos in einer neuen Stadt sucht Ashlyn nach Halt - und findet ihn in blauen Augen. Den Augen eines Jungen, der ihr schon im Zug nach Edgewood aufgefallen war. Ein Junge, der der Leadsänger einer Band ist, deren Songs inspiriert von Shakespeare sind. Ein Junge, der sich am Montag nach ihrem ersten Kuss als ihr neuer Englischlehrer entpuppt...
Der Roman startet mit Ashlyns Trauer und Wut über den Tod ihrer Zwillingsschwester. Der Autorin gelingt es, ihren Schmerz so gut herüberzubringen, dass man mit ihr leidet. Und dadurch hat man gleich eine starke Verbindung zu Ashlyn, die man am liebsten tröstend in den Arm nehmen möchte.
Umso schöner ist es zu erleben, wie sie sich langsam wieder öffnet. Dass Daniel dafür sorgt, dass sie wieder lächeln kann, macht ihn einem gleich sympathisch. Ihm gelingt es, sich ebenso in das Leserherz zu schleichen wie in Ashlyns.
Anders als für Ashlyn ist es für den Leser keine Überraschung, dass er ihr Lehrer ist. Es ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, auch wenn ihre Liebelei vorher schon begonnen hat. Was die Situation etwas entschärft ist der Aspekt, dass sie nur drei Jahre Altersunterschied haben. Das macht die ganze Situation aber auch etwas unrealistisch, denn er ist mit 22 Jahren Lehrer, was ein wenig zu jung wirkt. Aber das kann man schnell wieder vergessen, denn die Autorin hat einen so einnehmenden und emotionalen Schreibstil, dass man alles um sich herum vergisst und sich in dieser Geschichte verliert.
Obwohl es wie eine typische Lehrer-Schüler-Konstellation wirkt, kann man schnell vergessen, dass er ihr Lehrer ist. Die Beiden wirken so vertraut miteinander und sind so rücksichtsvoll. Eigentlich sind sie ein perfektes Paar und auch wenn ihre Situation dagegen spricht, kann man einfach nicht anders, als sie zu shippen.
Besonders toll sind auch die Songzitate von Daniels Band, die zu Beginn von fast jedem Kapitel stehen und einen wirklich zu berühren vermögen. Generell ist der musikalische Aspekt ein emotional tragender in der Geschichte und lässt einen in dieser Geschichte mit einem sehr guten Gefühl verharren.
Wie es der Autorin gelingt, Gabby Teil der Geschichte sein zu lassen, obwohl sie tot ist, ist einfach wunderschön und gleichzeitig traurig. Man lernt sie trotz allem gut kennen und versteht Ashlyns Trauer und Sehnsucht. Letztendlich spielt Gabby eine genauso große Rolle wie alle anderen Figuren, was einen zutiefst berührt und man wünschte sich, man hätte sie kennenlernen dürfen,
Die Szenen in seinem Unterricht sorgen für einen gewissen Nervenkitzel und geben der Geschichte gleichzeitig einen realen Rahmen und für den Leser auch einen Bezugspunkt, da jeder das Schülersein kennt. Aber gerade die Momente in der Schule außerhalb des Unterrichts sind es, die einem das Herz zum Schmelzen bringen. Und auch die Gefahr des Erwischtwerdens gehört dazu und sorgt für Nervenkitzel.
Sowohl Daniel als auch Ashlyn haben ihr Päckchen zu tragen und müssen sich mit ihrer Vergangenheit auseinander setzen, um sich wirklich eine Zukunft aufbauen zu können. Gerade was Ashlyns Vergangenheit angeht, könnte etwas mehr Zeit und Raum gegeben werden, um tiefer einzutauchen. Manches wirkt ein wenig überhastet und man hätte sich gewünscht, das der Roman einfach mehr Seiten hätte.
Sehr emotional wird es auch in diesem Buch von Brittany C. Cherry und auch wenn man bis zuletzt nicht begreifen kann/will, warum es zu dieser Tragödie kommt, fehlt es diesem Ereignis an Strahlkraft. Das macht es aber irgendwie auch realistischer, da nicht jede Tragödie einen Wendepunkt einleitet. Die Autorin bricht in diesem Roman nicht nur ihren Figuren die Herzen sondern auch den Lesern und trotz dieses Schmerzes ist es dieser Roman wert.
Das Ende ist dann ein wenig unrealistisch, weil man eben für die Entwicklung einiger Figuren zu wenig Zeit hat und es dadurch untypisch wirkt. Man versteht, warum die Autorin sich für dieses Ende entschieden hat, aber auch hier hätte ein wenig mehr Zeit wirklich viel gebracht.
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