Ich hatte eine wirklich fantastische Zeit mit diesem Buch! Imogen ist mir als Person, die ständig alles drei Mal überdenken muss, wirklich schnell ans Herz gewachsen, und die (meisten) anderen Figuren ...
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Ich hatte eine wirklich fantastische Zeit mit diesem Buch! Imogen ist mir als Person, die ständig alles drei Mal überdenken muss, wirklich schnell ans Herz gewachsen, und die (meisten) anderen Figuren auch. Sie wirkten einfach alle wirklich sehr lebendig, und auch wenn das Setting eins ist, mit dem ich in dieser Art nie zu tun hatte (Freundeskreis, geteilte Zimmer im Studentenwohnheim, frühere Besuche um sich dort alles ansehen zu können), und Imogens spezielles Problem, sich über ihre Sexualität klar werden zu müssen, auch nicht wirklich etwas ist, das ich aus eigenen Erfahrungen kennen würde (hauptsächlich, weil ich das große Glück hatte, dass ich mir von niemandem jemals in irgendetwas habe reinreden lassen müssen, und ich mich selbst und meine Empfindungen auch nie wirklich in Frage gestellt habe), so konnte ich mich dennoch super in die Situation hineinversetzen, und mit den einzelnen Leuten mitfühlen, und Albertalli ist es wirklich gut gelungen, eine Geschichte zu erschaffen, die sich einfach echt anfühlte, selbst wenn man ähnliches selbst nie erlebt hat, und dann auch noch richtige Probleme aus der echten Welt einzubringen, aber ohne dass das Buch dadurch weniger herzerwärmend oder freundlich geworden wäre. Sie hat um nichts herumgeredet und nichts verschönert, und trotzdem kommt am Ende einfach nur ein totales Wohlfühl-Buch dabei heraus (jedenfalls in meinen Augen) und gerade die letzten 50Seiten oder so war ich wirklich nur am Grinsen. Aber auch davor schon sehr häufig, weil Imogen in meinen Augen einfach wirklich alles positive verdient hatte, und wann immer irgendwas gutes passiert ist, habe ich mich so sehr für sie gefreut!
[:spoiler: folgende Absätze können Spoiler enthalten]
Auch fand ich die einzelnen Beziehungen der Personen einfach super dargestellt.
Imogen und ihre Schwester ganz besonders, ich fand es einfach nur so niedlich, wie die beiden füreinander da waren, und auch wie groß die Rolle der Schwester in dem Buch war, und dass es auch in der Hinsicht einige Themen gab, die das Buch aufgegriffen hat, nicht nur was Queerness anging.
Genauso waren Imogen und Lili einfach toll als Freunde zu sehen, und auch diesen leichten Bruch zwischen ihnen, weil die ganze Situation für beide neu war, und sie beide nicht so ganz wussten, wie sie mit allem umgehen sollten, und hat der jeweils andere jetzt neue Freunde oder nicht, und wie schwierig das ist, das ist tatsächlich etwas, was ich sehr gut aus meinem Leben kenne, und das fand ich richtig schön geschrieben.
Auch waren natürlich Tessa und Imogen einfach ein klasse Team. Tessa ist ziemlich perfekt gewesen, und ich weiß, man lernt sie nur durch Imogens Sicht kennen, und die ist natürlich irgendwie voreingenommen, aber in ihrem ganzen unterstützenden Verhalten war sie wirklich einfach super.
Und Imogen und Gretchen ... ja. Die einzige Beziehung, die ich nicht mochte, auch wenn sie super geschrieben war. Denn zwischendurch hat man wirklich gut sehen können, warum die beiden solche Freunde sind, und Gretchen hatte eindeutig ihre Momente, in denen sie gut war, aber gleichzeitig war auch von Anfang an deutlich, dass Imogen in ihrer Nähe eigentlich nie die Chance hatte, über Dinge nachzudenken, weil Gretchen ja wirklich von Anfang an alles komplett abgeblockt hat. Was mit ihrer Vergangenheit auch irgendwie nachvollziehbar ist, und sie ist auch nur ein Mensch, insofern finde ich sie schon wirklich ziemlich klasse geschrieben, aber natürlich hätte ich es mir für Imogen dennoch anders gewünscht.
Neben den Beziehungen mochte ich aber auch die Geschichte sehr gerne. Ich habe doch so einiges befürchtet, was kommen würde, aber tatsächlich ist das ganze dann doch anders aufgebaut gewesen, als angenommen, und ich mochte sehr, wie Albertalli mit den einzelnen Schwierigkeiten umgegangen ist. Auch ist Imogen gerade am Anfang wirklich lange Zeit sehr ahnungslos, weshalb ich erst befürchtet hatte, dass es mir irgendwann auf die Nerven gehen würde, egal wie realistisch es am Ende wäre, aber dem war nicht so. Albertalli ist da in meinen Augen eine wirklich gute Mischung zwischen "Imogen steht noch ein wenig still" und "Die Geschichte entwickelt sich dennoch weiter" gelungen.
Und dann finde ich auch noch alles an Inhalten sehr gut, was die Coming Out-Kultur angeht, und wie das aufgegriffen und aufgearbeitet wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass Albertalli da auch einiges von ihren Erfahrungen mit dem Buch verarbeitet hat, aber selbst wenn dem nicht so wäre, so fand ich das alles einfach wirklich passend und anschaulich aufgearbeitet, und auch unabhängig davon, dass es gut in die Geschichte passte, war es ein durchaus wichtiger und angebrachter Beitrag auch zu Coming Outs im echten Leben und all dem.
Insgesamt einfach ein tolles Buch, sowohl von Figuren und der Geschichte her, als auch von dem Aufgreifen von wichtigen und "echten" Themen. Hat mir wirklich gut Gefallen, und war einfach richtig schön kuschelig, auch wenn es manchmal ernster war. Oh, und die Tiere! Die habe ich bisher gar nicht erwähnt, aber die waren natürlich auch einfach toll! (Genau wie ich auch die Chats ziemlich gerne mochte und ich da meine Freude dran hatte, auch was generell den Aufbau des Buches anging.)
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