Christine Drews - Autor
© Teresa Rothwangl

Autorin

Christine Drews

Schon während ihres Germanistik- und Psychologiestudiums arbeitete Christine Drews für diverse TV-Produktionen. Nach ihrem Magisterabschluss schrieb sie für Clou Entertainment als feste Autorin für verschiedene Comedy-Serien, bevor sie sich 2002 selbständig machte. Seitdem hat sie Drehbücher für Movies (u.a. „Am Kap der Liebe“, Co-Autor Jens Jendrich), Familien- und Comedyserien geschrieben (u.a. „Sechserpack“, „Weibsbilder“, „Er sagt, sie sagt“, „Die Bräuteschule 1958“, etc.), und als Autorin für zahlreiche Showformate gearbeitet (u.a. „Achtung! Hartwich“, „Das NRW Duell“, etc.).

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Interview

Christine Drews spricht im Interview über ihren neuen Krimi "Kälter als die Angst" | 28.11.2018

Mit „Kälter als die Angst“ erscheint am 21.12.2018 Ihr inzwischen fünfter Krimi rund um das Ermittlerpaar Charlotte Schneidmann und Peter Käfer. Was macht die beiden zu so einem guten Team?Charlotte und Käfer ergänzen sich einfach hervorragend. Sie ist eher die Klare, Sachliche, während er auch sch...

Mit „Kälter als die Angst“ erscheint am 21.12.2018 Ihr inzwischen fünfter Krimi rund um das Ermittlerpaar Charlotte Schneidmann und Peter Käfer. Was macht die beiden zu so einem guten Team?
Charlotte und Käfer ergänzen sich einfach hervorragend. Sie ist eher die Klare, Sachliche, während er auch schon mal emotional reagieren kann. Über die Jahre sind die beiden zu guten Freunden geworden, sie wissen, dass sie sich aufeinander verlassen können. Das Privatleben der beiden Kommissare entwickelt sich über die Bücher hinweg konträr, ergänzt sich aus erzählerischer Sicht aber ebenfalls sehr gut. So wurde Charlotte im Laufe der Reihe z.B. ungewollt schwanger, während Käfer und seine Partnerin große Mühe aufwenden mussten, um den ersehnten Nachwuchs zu bekommen. Es macht Spaß, diesen Figuren im Leben und bei der Arbeit zuzusehen – oder vielmehr sie zu schreiben – da diese so unterschiedlichen Charaktere über die Jahre zu einer Einheit und zu einem unschlagbaren Team zusammengewachsen sind.
Nach einer langen Auszeit kehrt Charlotte Schneidmann wieder in den Polizeidienst zurück. Ihr aktueller Fall beschäftigt sich mit einem Mehrfamilienhaus, in dem vor Jahren ein berüchtigter Mord stattfand. Die Bewohner erhalten nun anonyme Briefe mit Morddrohungen. Wie sind Sie auf die Idee zum neuen Krimi gekommen?
Ich habe jahrelang in einem Mehrfamilienhaus gelebt, das in den 1920er Jahren erbaut wurde. Und immer habe ich mich gefragt, was diese Wände wohl schon alles gesehen haben. Wie viel Verzweiflung und Glück, wie viel Elend womöglich bis hin zu einem Mord haben sich in diesen vier Wänden abgespielt, in denen ich nun ahnungslos abends auf dem Sofa sitze? Das Haus hat immerhin den 2. Weltkrieg überstanden, was mag sich da alles abgespielt haben, wovon heute keiner mehr etwas weiß? Ich fand die Vorstellung spannend, dass auch ein Gebäude eine Vergangenheit hat – und dass diese Vergangenheit von jemandem instrumentalisiert wird, um Angst und Schrecken zu verbreiten.
Charlotte trifft im Zuge der Ermittlungen auf eine alte Bekannte, Katrin Ortrup, die schon in Ihrem ersten Roman „Schattenfreundin“ mitspielte. Damals wurde ihr kleiner Sohn entführt. Warum und in welchem Zusammenhang taucht die Figur hier wieder auf?
Ich brauchte eine Hauptprotagonistin, die neu in dieses besagte Haus mit Vergangenheit einzieht. Und es sollte eine Figur sein, die selbst einen Bruch in ihrer Geschichte hat, die verletzlich, und dadurch vor allen Dingen auch sehr sensibel auf Gefahr reagiert, die diese Drohbriefe ernst nimmt, wenn andere sie vielleicht noch als dummen Jungenstreich abtun. Katrin Ortrup hat in „Schattenfreundin“ das Schlimmste erlebt, was eine Mutter erleben kann und natürlich ist sie dadurch stark sensibilisiert worden. Sie wittert die Gefahr eher als andere. Und ich hatte in „Schattenfreundin“ schon angedeutet, dass ihre Ehe das Drama vielleicht nicht überstehen wird. Jetzt fand ich es reizvoll, diese Figur weiterzuerzählen, darüber zu schreiben, wie sie diesen schweren Schicksalsschlag von damals verarbeitet hat, einen Cut in ihrem Leben setzte und jetzt in ein neues startet.
„Schattenfreundin“ wurde gerade verfilmt. 2019 wird der Film im ZDF zu sehen sein. Wie gefällt Ihnen die Verfilmung?
Sehr gut! Ich konnte den Film auf dem Cologne Film Festival bereits sehen und war restlos begeistert. Natürlich gibt es Änderungen zum Buch, das ist ganz normal und anders geht es auch nicht. Aber es ist ein sehr spannender Film mit tollen Hauptdarstellern geworden.
Was ist es für ein Gefühl, seine Geschichte auf einmal als Film zu sehen?
Ein sehr schönes. Interessant fand ich: obwohl ich die Geschichte besser kenne als jeder andere, habe ich die ganze Zeit im Film mitgefiebert und hätte am Ende fast losgeheult. Das fand ich erstaunlich!
Waren Sie an dem Drehbuch beteiligt? Hatten Sie ein Mitspracherecht?
Nein. Das ist von Seiten der Produzenten aber auch durchaus verständlich. Als Romanautorin hängt man ja an jedem Detail und kann es nicht ertragen, wenn etwas gestrichen wird, während man als Filmproduzent natürlich ganz andere Dinge beachten muss. Um so etwas wie Produktionskosten oder Drehbedingungen muss ich mich als Romanautorin ja nicht kümmern, die andere Seite aber natürlich schon!
Die Krimi-Reihe spielt in Münster. Warum haben Sie sich die nordrhein-westfälische Stadt als Schauplatz Ihrer Geschichten ausgesucht?
Ich bin in Osnabrück geboren und aufgewachsen. Meine Mutter kommt aber aus dem Münsterland, sodass wir dort immer viel Zeit verbracht haben. Somit kenne ich mich dort natürlich gut aus, bin aber nicht so eng mit der Stadt verwurzelt, wie es in Osnabrück der Fall gewesen wäre. Dort zu morden wäre mir viel zu nah an meiner eigenen Geschichte gewesen, das hätte ich mir nicht vorstellen können.
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Ich habe Germanistik und Psychologie studiert, wollte eigentlich Werbetexterin werden. Dann kam in den 1990er Jahren der Boom des Privatfernsehens und ich arbeitete zunächst für „Schreinemakers live“, später dann als Drehbuchautorin für diverse Comedy-Sendungen. Irgendwann wollte ich dann gerne längere Geschichten schreiben, nicht mehr nur in dem engen Korsett arbeiten, das das Fernsehen automatisch vorgibt. So kam ich dann zum Roman.
Wie gehen Sie beim Schreiben Ihrer Krimis vor? Gibt es Rituale?
An erster Stelle steht natürlich immer die Recherche. Ich habe das Glück, dass ein alter Schulfreund von mir als Kommissar arbeitet und ein Studienfreund bei der Gerichtsmedizin in Köln. Die beiden stehen mir bei allen Fragen immer bereitwillig zur Verfügung, wofür ich sehr dankbar bin. Und die Geschichten, die sie erzählen, sind sowieso immer eine Wahnsinns Quelle. Dann schreibe ich den Plot erst mal auf ca. 5-10 Seiten zusammen, um die gesamte Geschichte im Blick zu haben. Danach teile ich die rein kriminalistische Handlung in alle notwendigen Szenen auf, drucke sie aus und hefte sie über meinen Schreibtisch. Erst dann beginnt die richtige Schreibarbeit. Wenn die Krimihandlung fertig ist, kümmere ich mich um das Privatleben meiner Kommissare und füge die entsprechenden Kapitel an den richtigen Stellen ein.
Wussten Sie von Anfang an, wie die Geschichte ausgehen wird oder haben die Figuren ab einem gewissen Zeitpunkt eine Art Eigenleben entwickelt?
Die Figuren fangen irgendwann an zu laufen und entwickeln sich durchaus beim Schreiben weiter. Aber eigentlich steht die Handlung von Anfang an fest. Einzig bei „Tod nach Schulschluss“, dem dritten Teil der Münsterreihe, wurde mir im Laufe des Schreibens klar, dass ein anderer Mörder eigentlich viel besser passen würde, als der, den ich mir zuerst ausgeguckt hatte.
Woran arbeiten Sie zurzeit? Wird es weitere Fälle für das Ermittlerteam Schneidmann und Käfer geben?
Ja! Momentan denke ich gerade über einen weiteren Fall für Charlotte und Käfer nach. Und ich glaube, mir ist da auch was ziemlich Fieses eingefallen…

Interview

Interview | 30.01.2013

In Ihrem Kriminalroman »Schattenfreundin« beschreiben Sie den Albtraum einer jeden Mutter. Katrin, eine der Hauptfiguren, zieht zusammen mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn Leo von Köln nach Münster. Sie freundet sich schnell mit Tanja, der vermeintlichen Mutter, eines Kindergartenfreundes ihres S...

In Ihrem Kriminalroman »Schattenfreundin« beschreiben Sie den Albtraum einer jeden Mutter. Katrin, eine der Hauptfiguren, zieht zusammen mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn Leo von Köln nach Münster. Sie freundet sich schnell mit Tanja, der vermeintlichen Mutter, eines Kindergartenfreundes ihres Sohnes Leo an. Kurze Zeit später wird Leo von Tanja entführt. Sie sind selbst Mutter zweier Jungen. Inwiefern haben eigene Erfahrungen Sie beim Thema und Schreiben des Romans beeinflusst?
Wie Katrin bin ich eine berufstätige Mutter und genau wie sie war ich schwanger, als ich mit der Arbeit an der »Schattenfreundin« begann. Es war für mich naheliegend, meine Hauptprotagonistin in eine ähnliche Situation zu versetzen, da ich mich sehr gut in ihre Lage einfühlen konnte. Alle Ängste, die man gerade als junge Mutter um sein Kind und natürlich auch um sein Ungeborenes hat, waren mir vertraut. Dass dem eigenen Kind etwas passieren könnte, ist eine Urangst, die wohl jede Mutter in sich hat und die ich daher leicht beschreiben konnte. Außerdem war ich zu dem Zeitpunkt häufig auf Spielplätzen und in der Kita unterwegs, so dass viel von meinen eigenen Erfahrungen in die „Schattenfreundin“ eingeflossen ist.
Wann hat Ihre Leidenschaft fürs Schreiben begonnen?
Ich weiß, dass es klischeehaft klingt, aber ich habe tatsächlich schon immer gerne geschrieben. In der Schule habe ich manchmal die Strafarbeiten meiner Freundinnen übernommen – natürlich nur, wenn es sich um einen Aufsatz à la „warum ich im Unterricht kein Kaugummi kauen darf“ handelte, nicht etwa um Mathe oder Latein oder so was „Schreckliches“ – und ich habe schon als junges Mädchen angefangen, Tagebuch zu schreiben. Beruflich habe ich mein Leben lang mit Schreiben zu tun gehabt, irgendwie begleitet es mich also praktisch schon immer.
Wie ist die Idee zu Ihrem Roman »Schattenfreundin« entstanden?
Als ich zum zweiten Mal schwanger war, kam mein erster Sohn gerade in die Kita. Dort gab es eine Mutter, die – wie ich es jetzt rückblickend einschätze – ihr Leben in der berufsfreien Zeit neu sortieren wollte und auf der Suche nach Kontakt war. Damals fühlte ich mich allerdings fast verfolgt von der Person, die mir bis zu zehn SMS am Tag schickte und vor der Kita grundsätzlich auf mich wartete. Überall wo ich war, schien auch sie aufzutauchen. Eines Tages war ich nun mit meinem Sohn auf dem Spielplatz. Ich suchte etwas in meiner Tasche und war für einen Augenblick abgelenkt. Und als ich mich wieder nach ihm umschaute, war er verschwunden. Während ich hektisch das ganze Gelände absuchte, sah ich den Wagen der besagten Mutter am Spielplatz vorbeifahren … Auch wenn mein Sohn nach zwei Minuten hinter einem Busch wieder auftauchte, kann man vielleicht nachvollziehen, was für ein Film in dem Moment in meinem Kopf ablief. Da war die Idee zur »Schattenfreundin« geboren.
Wie sind Sie beim Schreiben des Kriminalromans vorgegangen?
Das Gerüst stand relativ schnell. Ich wusste, wie ich die Geschichte erzählen wollte, aber natürlich galt es eine Menge Details zu recherchieren. Ein alter Schulfreund von mir arbeitet bei der Kriminalpolizei. Ihn habe ich ausführlich befragt, wie die Polizei vorgeht, wenn ein Kleinkind verschwindet. Auch für den Mord – ich will nicht zu viel verraten – musste ich genau recherchieren und habe mit Medizinern und Gerichtsmedizinern gesprochen. Mit einem solchen Wissen verändert sich die Handlung dann manchmal automatisch und bekommt eine Dynamik, an die man vorher vielleicht gar nicht gedacht hatte. Man kann also nicht alles von Anfang an planen, aber doch recht vieles. Eine klare Struktur ist enorm wichtig.
Wussten Sie von Anfang an, wie die Geschichte ausgehen wird oder haben die Figuren ab einem gewissen Zeitpunkt eine Art Eigenleben geführt?
Ich wusste von Anfang an, wie die Geschichte ausgeht. Aber gewisse Dinge, zum Beispiel wie sehr eine Ehe unter dem Verlust eines Kindes leidet oder welche Ängste eine Mutter hat, deren Kind verschwindet, entwickelten sich tatsächlich erst so richtig beim Schreiben. Man hat vorher zwar eine gewisse Vorstellung davon, wie belastend es sein muss, aber erst wenn du die Szene schreibst, fühlst du den Horror förmlich.
Wie lange haben Sie an dem Buch gearbeitet?
Ich habe vier Monate an der »Schattenfreundin« geschrieben. Danach kam noch die Lektoratsarbeit, die auch noch mal einige Zeit in Anspruch nahm und die ich sehr geschätzt habe. Gute Lektoren sind Gold wert. Ihre Arbeit wird aus meiner Sicht viel zu wenig gewürdigt.
Welche Rolle spielt die Stadt Münster als Schauplatz des Romans?
Ich bin in Osnabrück geboren und aufgewachsen. Ein Großteil meiner Familie stammt aus dem Münsterland, wo ich meine halbe Kindheit verbracht habe. Insofern sind mir Münster und das Münsterland sehr vertraut. Die Vorstellung, nach Jahren zurück in die Heimat zu kommen und sich dort als Fremde zu fühlen, war ausschlaggebend für die Wahl des Schauplatzes.
Seit über zehn Jahren sind Sie selbstständig und schreiben Drehbücher für Filme, Comedy- und Familienserien. Wie unterscheidet sich für Sie die Arbeit an einem Drehbuch im Vergleich zum Schreiben eines Romans?
Der größte Unterschied ist sicherlich der, dass ich jetzt keine Schauspieler und keine Kamera habe, die für mich Gefühle ausdrücken und Bilder einfangen können. Was sonst der Schauspieler durch Mimik und Gestik zeigt, muss ich jetzt beschreiben. Dafür kann ich aber auch viel freier agieren. Im Fernsehen, gerade bei Serien und Reihen, ist man natürlich in ein relativ straffes Korsett gezwängt. Man muss bereits bestehende Figuren und Plots bedienen, genauso wie man den Sehgewohnheiten der Zuschauer gerecht werden muss. Aber bei einem Roman ist das anders. Wenn ich möchte, dass eine Figur von A nach B geht, dann geht sie auch. Das macht ungeheuren Spaß.
Morden Autorinnen, Ihrer Meinung nach, in ihren Krimis anders als ihre männlichen Schriftstellerkollegen?
Das kann ich so nicht feststellen. Im wahren Leben ist es ja so, dass Frauen weniger brutal morden als Männer und zum Beispiel Gift dem Messer vorziehen. Aber wenn ich beispielsweise an Mo Hayder denke, in deren Krimis es ja unglaublich hart zur Sache geht, scheint mir das nicht auf die Autorinnen übertragbar zu sein.
Wird es weitere Fälle für das Ermittlerteam Schneidmann und Käfer geben?
Allerdings! Den zweiten Fall habe ich gerade fertig! Und für den dritten steht bereits das Gerüst.
Worin bestehen Ihrer Ansicht nach der große Erfolg und die Beliebtheit von Kriminalromanen?
Ich glaube, es sind zwei Dinge: zum einen ist es die Faszination des Bösen. Wir wollen verstehen, was Menschen dazu bewegt, etwas Schreckliches zu tun und der Kriminalroman liefert uns die Erklärungen, warum jemand zum Mörder oder Verbrecher wird. Zum anderen steht am Ende in der Regel die Aufklärung der Tat und es macht Spaß, als Leser mit zu ermitteln. Vielleicht ahnen wir eher als der Kommissar, wer der Täter ist, vielleicht deuten wir die Hinweise aber auch falsch und werden auf eine völlig falsche Fährte gesetzt – dieses Detektivspielen auf dem heimischen Sofa, im Bett oder wo wir uns sonst zum Schmökern zurückziehen, macht einfach richtig Spaß. Mir jedenfalls!

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