Tibor Rode - Autor
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Autor

Tibor Rode

Tibor Rode, 1974 in Hamburg geboren, studierte Rechtswissenschaften und arbeitete als Journalist. Heute ist er als Anwalt für Wirtschafts- und IT-Recht tätig und Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg. Tibor Rode lebt mit Familie und Hund in Schleswig-Holstein.
Das Mona-Lisa-Virus ist sein dritter Roman.


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Steckbrief

Autorensteckbrief mit Tibor Rode zu seinem Buch „Das Morpheus-Gen"

Lieblingssatz aus dem Buch:„Wenn Schlaf und Wachen ihr Maß überschreiten, sind beide böse!“Der optimale Soundtrack zum Buch:Frank Sinatra, New York, New York: „I want to wake up in that city that never sleeps“Der perfekte Ort, um das Buch zu lesen:Im Bett Was darf beim Schreiben auf keinen Fall fehl...

Lieblingssatz aus dem Buch:
„Wenn Schlaf und Wachen ihr Maß überschreiten, sind beide böse!“
Der optimale Soundtrack zum Buch:
Frank Sinatra, New York, New York: „I want to wake up in that city that never sleeps“
Der perfekte Ort, um das Buch zu lesen:
Im Bett
Was darf beim Schreiben auf keinen Fall fehlen – abgesehen von Rechner, Schreibmaschine oder Stift?
Kopfhörer und klassische Musik
Was ist schöner: den letzten Satz zu Ende gebracht zu haben oder das fertige Buch in Händen zu halten?
Das fertige Buch, weil darin die Arbeit von vielen steckt.
Wer oder was hilft, wenn es mal schwierig ist, weiterzuschreiben?
Sie heißt Molly. Ich kann nirgends so gut nachdenken, wie auf einem Spaziergang mit meinem Hund. Da sie allerdings etwas faul ist, hasst sie es, wenn ich große Probleme beim Schreiben habe. Denn große Probleme bedeuten große Gassi-Runden.
Was war zuerst da: die Story oder eine Figur aus dem Buch?
Das ist wie mit der Henne und dem Ei. Alles beginnt stets mit dem Aufglimmen einer Idee, die man dann schnell festhalten muss, bevor sie wieder verschwindet.
Wie wichtig sind Freunde, Familie, Berater beim Schreiben?
Sehr wichtig. Der beste Berater ist aber der Leser.
Lieber akkurat durchplanen oder erstmal drauflosschreiben?
Planen!
Welche Farbe hätte das Cover auf keinen Fall haben dürfen und warum?
Die Farben sind bei diesem Thema egal. Denn wie sagt man so schön: Nachts sind alle Katzen grau.
Wer das Buch liest, fühlt sich nach der letzten Seite…?
Hellwach!

Interview

Interview | 02.04.2014

Tibor Rode ist hauptberuflich als Anwalt in einer eigener Kanzlei für Wirtschafts- und IT-Recht tätig und schreibt nachts spannende Thriller. Peter Hetzel verglich das Erzähltalent des Autors mit dem von Dan Brown. Nun legt er nach »Das Rad der Ewigkeit« seinen zweiten spannenden Thriller »Das Los« ...

Tibor Rode ist hauptberuflich als Anwalt in einer eigener Kanzlei für Wirtschafts- und IT-Recht tätig und schreibt nachts spannende Thriller. Peter Hetzel verglich das Erzähltalent des Autors mit dem von Dan Brown. Nun legt er nach »Das Rad der Ewigkeit« seinen zweiten spannenden Thriller »Das Los« über die Anfänge der Lotterie in Europa vor. Im Interview verrät er uns, wie er für das Thema recherchiert hat und was seiner Meinung nach den Reiz am Lottospielen ausmacht.
Wie ist die Idee zu Ihrem zweiten Roman entstanden?
Ich hatte schon lange die Idee, ein Roman über Teilnehmer einer Lotterie zu schreiben. Die Spannung des Romans sollte sich daraus ergeben, dass am Ende nur einer den großen Jackpot gewinnt. Wobei der Leser es idealerweise einigen Protagonisten mehr gönnt als anderen. Bei den Recherchen war ich dann überrascht, dass es das Lottospiel in Europa schon seit dem 16. Jahrhundert gibt. Schließlich stieß ich auf die ebenso wahre, wie verrückte Geschichte des italienischen Abenteuerers Calzabigi, der das Lottospiel im Auftrag von Friedrich dem Großen 1763 in Berlin einführen sollte. Wie schon in meinem Debütroman »Das Rad der Ewigkeit« habe ich dann Vergangenheit und Gegenwart zusammengebracht, Wahrheit mit Fiktion gekreuzt und so entstand der Plot von der „ewigen Lotterie“. Er umspannt drei Jahrhunderte und stellt nicht nur die Frage nach Gewinn und Verlust, sondern führt auch zu Themen wie Leben und Tod oder Schuld und Sühne.
In »Das Los« treffen vier ganz unterschiedliche Menschen aufeinander. Die junge Pokerspielerin Trisha Wilson, der amerikanische Finanzmogul Carter Fields, der Hamburger Anwalt Henri Freihold und der in ärmlichen Verhältnissen lebende Inder Pradeep Kottayil. Was verbindet all diese Menschen miteinander?
Sie alle sind auf ihre Art moderne Glücksritter und schlagen sich in ihrer ganz eigenen Welt mehr schlecht als recht durchs Leben. Und sie alle stecken in einer schwierigen persönlichen Situation.Obwohl sie an ganz verschiedenen Orten dieser Erde leben und einen völlig unterschiedlichen kulturellen und sozialen Background haben, eint sie aber dabei vor allem eins: Die Hoffnung, dass ihr Leben sich noch einmal zum Besseren wendet.
In Mittelpunkt des Romans steht ein Los, das einen Gewinn von unermesslichem Wert in Aussicht stellt. Dürfen Sie uns verraten, was es damit auf sich hat?
Dieses Los von unermesslichem Wert ist Ausdruck der Hoffnung und jeder der Protagonisten interpretiert etwas anderes in das Los hinein. In ihm verkörpern sich die Wünsche und die Träume der Hauptfiguren. Und es stellt eine Versuchung dar, denn um es zu erlangen, müssen die Hauptersonen einen großen Einsatz bringen, der aus ihrem gesamten Vermögen besteht. Nicht umsonst steht der Begriff „Los“ auch für „Schicksal“.
In Ihrem Roman gibt es eine Gegenwartserzählebene und Ereignisse, die im 18. Jahrhundert spielen. Wie sind Sie beim Schreiben der verschiedenen Zeitebenen vorgegangen?
Schon beim ersten Roman habe ich probiert, die beiden Zeitebenen getrennt voneinander zu schreiben und erst am Ende zusammenzufügen. Das habe ich aber rasch sein lassen, weil es nicht funktioniert. Ich habe vielmehr gelernt, dass ich, um mich in den Leser hineinversetzen zu können, das Buch so schreiben muss, wie man es liest: Seite für Seite hintereinander. Ich wechsle daher auch beim Schreiben zwischen den Zeitebenen hin und her, was großen Spaß macht.
Welche wahre historische Begebenheit liegt dem Roman zugrunde?
Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges suchte Friedrich der Große Ideen, um Geld in die leeren Staatskassen zu spülen und seinem Volk die Hoffnung zurückzugeben. In dieser Situation gelang es Calazbigi, den Alten Fritz von seiner Idee eines Lottospiels für Preußen zu begeistern und so begann die spannende Epoche des Glückspiels in Preußen – jedoch mit einigen Hindernissen. Daneben gibt es im historischen Handlungsstrang zahlreiche weitere reale Anknüpfungspunkte, wobei auch die Kirche eine gewichtige Rolle spielt.
Welche Bedeutung hatte die Einführung des Lotteriespiels im 18. Jahrhundert?
Das Lotteriespiel hatte in seinen Anfängen gleich auf mehreren Ebenen ganz erhebliche Bedeutung: Den Herrschern diente das Lotteriespiel als neue Einnahmquelle. Es wurde als „die beste Steuer von allen“ bezeichnet. Die Menschen zahlten Geld an den Staat und sie taten es im Gegensatz zu anderen Steuern – in Erhoffung eines Gewinns – auch noch gern. Für das Volk war das Lottospiel hingegen nicht nur spannendes Vergnügen in einem ansonsten harten Alltag, sondern meist auch die einzige Chance, in einer Stände-Gesellschaft aufzusteigen.
Wie gelingt es Giovanni Calzabigi, die Menschen von seinem Lotteriespiel zu überzeugen?
Offenbar schlummert in uns Menschen eine tiefverwurzelte Spiel- und Wettlust. Unabhängig vom Lotteriespiel gibt es Glücksspiele schon seit Jahrtausenden. Calzabigi versuchte, bei den Preußen diese Lust zu erwecken. Mit keinem anderen Mittel, als dies heute geschieht, wenn überall mit schwindelerregenden Jackpotbeträgen geworben wird. Zeige dem Menschen, was er gewinnen kann und er ist bereit dafür nahezu jeden Einsatz zu erbringen.
Was ist aus Ihrer Sicht das Verlockende und Verherrende am Gewinnspiel für die Menschen in der damaligen und heutigen Zeit?
Letztlich geht es bei Gewinnspielen immer nur um eins: Hoffnung. Der glücklichste Moment bei Gewinnspielen, so sagen Forscher, ist die Zeitspanne zwischen Abgabe des Tippscheins und der Ausspielung. In diesem kurzen Zeitraum darf man berechtigterweise vom großen Gewinn träumen. Man erkauft sich also mit einem Los letztlich Hoffnung. Das ist das Verlockende. Verherrend wird es erst dann, wenn daraus eine Sucht entsteht, denn offenbar kann dieser glückliche Reiz abhängig machen. Oder aber, wenn die Ausgaben in keinem Verhältnis mehr zum Gewinn stehen. Was ich in diesem Zusammenhang beeindruckend finde: Die Wahrscheinlichkeit den Jackpot im Lotto zu knacken ist statistisch wohl viel geringer, als in einen Flugzeugabsturz verwickelt zu werden. Dennoch steigen die meisten Menschen sorglos in ein Flugzeug, weil die Wahrscheinlichkeit so gering ist, dass etwas passiert, und spielen dennoch Lotto, in der Hoffnung, dass sie trotz der geringen Wahrscheinlichkeit gewinnen.
Sie sind hauptberuflich als Anwalt tätig. Welche Bedeutung hat das Schreiben in Ihrem Leben und welche Faszination üben Geschichten auf Sie aus?
Als Anwalt schreibe ich mindestens genauso viel wie als Schriftsteller. Allerdings mit einer ganz anderen Zielrichtung. In meiner Rolle als Jurist argumentiere ich, versuche andere Menschen durch meine Worte von Meinungen zu überzeugen und unterliege dabei einem strengen Regelwerk, das die Gesetze und Rechtsprechung vorgeben. Als Schriftsteller bin ich hingegen vollkommen frei und versuche nur, gut zu unterhalten. Das Faszinierende am Schreiben ist der Prozess: Eine Welt, die zunächst nur in der Phantasie des Autors entsteht, wird durch Buchstaben, Worte und Sätze sichtbar Schreiben ist also letztlich das Mittel um Phantasie zu kommunizieren. Zwischen Autor und Leser entsteht so eine ganz eigene Verbindung, jenseits von der realen Welt.
Haben Sie literarische Vorbilder? Gibt es Autoren, die Sie mit ihren Büchern inspiriert haben?
Ich versuche nicht, irgendjemanden zu kopieren und ich denke auch, meine Bücher besitzen gerade wegen ihrer Mischung aus Realität und Fiktion sowie der Verbindung von Historie und Gegenwart eine große Eigenart. Nach Erscheinen des ersten Buches wurden meine Bücher in der Presse zum Teil mit denen von Dan Brown oder John Grisham verglichen. Und auch wenn beide natürlich Weltstars sind und jeweils ganz anders schreiben als ich, ehrt mich dieser Vergleich schon. Denn ich lese beide Autoren gern. John Grisham halte ich für einen der begnadesten Erzähler überhaupt. Er versucht nicht zu missionieren, sondern einfach zu unterhalten. Und Dan Brown hat den Spagat zwischen Unterhaltung und Bildung geschafft: Bücher, die bilden oder gar belehren wollen, sind ja in der Unterhaltungsliteratur normalerweise verpönt. Aber durch Dan Browns Art zu schreiben interessiert sich plötzlich eine breite Masse weltweit für die europäische Kultur und Geschichte. Grundsätzlich mag ich amerikanische Autoren. Von den deutschen Autoren finde ich, dass Andreas Eschbach ein besonderer Verdienst zukommt: Seine Bücher haben dazu beigetragen, die deutsche Unterhaltungsliteratur auf ein internationales Niveau anzuheben.

Interview

Im Interview: Tibor Rode über "Das Mona-Lisa-Virus" | 01.04.2016

Die Handlung ist sehr vielschichtig angelegt: In Amerika verschwindet ein Bus mit Kandidatinnen der Miss America Wahl, die kurze Zeit später grausam entstellt wiederauftauchen. Gleichzeitig kommt es weltweit zu einem Massenbienensterben und ein neuartiges Computervirus befällt und verändert Fotodate...


Die Handlung ist sehr vielschichtig angelegt: In Amerika verschwindet ein Bus mit Kandidatinnen der Miss America Wahl, die kurze Zeit später grausam entstellt wiederauftauchen. Gleichzeitig kommt es weltweit zu einem Massenbienensterben und ein neuartiges Computervirus befällt und verändert Fotodateien. Wie hängt das zusammen?
Zwischen all diesen Ereignissen gibt es ein verbindendes Element. Verraten sei so viel: In dem Thriller dreht sich alles um zwei zentrale Themen, nämlich um „Schönheit“ und um den „Goldenen Schnitt“.
Welche Bedeutung wird dem „Goldenen Schnitt“ beigemessen?
Der „Goldene Schnitt“ ist aus meiner Sicht eines der großen Mysterien unseres Universums. Er wird nicht ganz zu Unrecht auch als „Bauplan Gottes“ oder die „Göttliche Proportion“ bezeichnet. Beim „Goldenen Schnitt“ handelt es sich um ein bestimmtes Teilungsverhältnis, das in verschiedensten Bereichen, wie Architektur, Kunst, Fotografie und Mathematik Anwendung findet. Teilt man etwas so, dass der eine Teil genau 61,8 Prozent des Ganzen ausmacht, dann teilt man es im Verhältnis des „Goldenen Schnitts“. Und dann empfindet der Betrachter das Gesamtwerk als ästhetisch. So enden beispielsweise in der Akropolis die Säulen am Tempel „Parthenon“ genau am „Goldenen Schnitt“.
Diese exakte Proportion kommt aber eben nicht nur in von Menschenhand geschaffenen Werken vor, sondern vor allem auch in der Natur und das ist das eigentlich Mysteriöse. Pflanzen, Tiere, sogar der Mensch – alles scheint nach den Regeln des „Goldenen Schnitts“ erschaffen zu sein. Da fragt man sich natürlich, wer bei der Schaffung der Natur das Maßband angelegt hat – und warum.
Was glauben Sie, wie die Welt aussehen würde, wenn die Menschen nicht nach Schönheit streben? Wäre unsere Welt dann menschlicher?
Die Frage unterstellt, dass das Streben nach Schönheit zu Unmenschlichkeit führt. Ich glaube vielmehr, das Streben nach Schönheit, überhaupt das Streben an sich, liegt gerade in der Natur des Menschen. Das Streben nach Fortschritt hat uns in der Evolution dorthin gebracht, wo wir als Menschheit heute stehen. Leider ist das Streben, die damit verbundene Gier, aber immer auch mit einer dunklen Seite verbunden. Beim Streben nach Schönheit ist diese Kehrseite ganz klar die Selektion. Die Einteilung von Menschen in schön und hässlich und die damit verbundene Ausgrenzung und Abwertung.
Das Wetteifern nach einem von der Gesellschaft aufgestellten Schönheitsideal hat zahlreiche Nebenwirkungen: Wie viel Zeit wenden wir für das Streben nach Schönheit auf? Wie viel Geld geben wir als Gesellschaft dafür aus?
Ich will das nicht bewerten oder kritisieren. Ich beschreibe nur, was ich beobachtet habe, führe es dem Leser auf unterhaltsame Art und Weise vor Augen. Mag jeder Leser daraus die Schlüsse ziehen, die zu seinem Leben passen.
Bilder regieren die Welt und Nachrichten ohne Bilder sind im heutigen digitalen Zeitalter kaum mehr vorstellbar. Was meinen Sie, ist eine Welt ohne digitale Bilder überhaupt möglich und wünschenswert?
Man spricht nicht umsonst von der Macht der Bilder, und diese Macht wächst und wächst. Ich würde sagen, Bilder waren noch nie so mächtig wie heute. Es gibt auch dank Smartphone-Kamera und sozialen Medien wie Instagram & Co. immer mehr öffentliche Fotos und Bilder. Ich habe sogar das Gefühl, das Bild verdrängt langsam immer stärker das gesprochene oder geschriebene Wort.
Aber Bilder sind auch gefährlich. Denn sie zeigen nicht immer die Wirklichkeit, auch wenn es auf den ersten Blick so scheint. Und sie können manipuliert werden, um wiederum den Betrachter zu manipulieren. Zudem sind Bilder viel schwieriger zu beherrschen und viel verräterischer, als beispielsweise ein Text.
Mein Buch nimmt diese Macht der Bilder auf. Und spielt mit dem Gedanken, was wäre, wenn es keine Bilder mehr auf der Welt geben würde. Wie dramatisch, aber auch merkwürdig dies wäre, bewies im vergangenen Herbst übrigens zufälligerweise eine Aktion der „Bild“-Zeitung, die einen halben Tag ohne Bilder und Fotos erschien. Es war schon ein beklemmendes Gefühl, die Zeitung durchzublättern und anstelle der bunten Bebilderung überall nur weiße Flecken zu sehen.
In Ihrem Thriller taucht ein neuartiges Computervirus, das Mona-Lisa-Virus, auf, welches sämtliche Bilddateien infiziert und die Bilder entstellt. Wie kann man sich dieses Virus vorstellen? Und wie nah sind Sie hierbei an der Realität dran?
Auch hier soll nicht zu viel verraten werden, aber das Computervirus im Buch greift unter anderem die Proportion des „Goldenen Schnitts“ in Fotos und Bildern an. Es zerstört Bilder nicht, sondern entstellt sie, wie ein außer Kontrolle geratenes Photoshop-Programm. Ich denke, diese Vision ist sehr nahe an der Wirklichkeit. Technisch wäre dies mit Sicherheit möglich.
Als wohl berühmtestes Bild personifizierter Schönheit gilt Leonardo da Vincis „Mona Lisa“. Wie erklären Sie sich die Faszination, die seit Jahrhunderten von diesem Gemälde ausgeht?
Die Faszination der „Mona Lisa“ ist eigentlich nicht erklärbar. Auf den ersten Blick handelt es sich um ein eher unspektakuläres Porträt einer unbekannten jungen Frau. Doch dieses Gemälde ist voller Geheimnisse und das merkt man bereits bei der Betrachtung. Das mysteriöse Lächeln, die Augen, die einen stets zu verfolgen scheinen. Das Gemälde besticht mit unglaublicher Lebendigkeit. Und dann spielt auch noch der Maler eine große Rolle: Leonardo da Vinci eines der größten Universalgenies der Geschichte. Seiner Zeit weit voraus. Ihm traut man zu, bei der Erschaffung des Gemäldes Magie angewandt zu haben, weit mehr hineingelegt zu haben, als wir heute begreifen können.
Vielleicht liegt die Faszination aber auch einfach daran, dass auch die „Mona Lisa“ nach den Regeln des „Goldenen Schnitts“ gemalt ist. Leonardo da Vinci war einer der ersten Künstler, der diese „Göttliche Proportion“, wie er sie nannte, in der Kunst angewandt hat.
Albert Einstein soll einmal gesagt haben, wenn die Biene von der Erde verschwindet, lebt die Menschheit noch vier Jahre. Dies hätte fatale Auswirkungen für die globale Wirtschaft. Was meinen Sie, wie realistisch ist diese Aussage? Sind wir uns dieser Gefahr bewusst?
Ich glaube nicht, dass diese Bedeutung der Bienen allen bewusst ist. Tatsächlich würde die Menschheit ein Aussterben der Bienen wohl überleben. Aber es würden einige Lebensmittel, für die die Bestäubung der Blüten unersetzlich ist, für immer aus den Regalen verschwinden. Es gab und gibt Versuche, die Bestäubung durch Menschen zu ersetzen, aber bislang ist kein Mensch und auch keine Maschine so effizient wie eine kleine Biene.
Für Das Mona-Lisa-Virus wurden bereits in sechs Länder, darunter auch Japan, Korea und Russland/Ukraine, Auslandslizenzen verkauft. Was ist das für ein Gefühl, zu wissen, dass Ihr Buch auch in diesen Ländern gelesen wird?
Das ist ein großartiges Gefühl. Wenn man bedenkt, dass bald Leser, die in ganz unterschiedlichen Kulturen leben, die Geschichte von Helen verfolgen werden, ist das sehr aufregend. Dabei erscheint der Thriller nicht nur in ganz unterschiedlichen Sprachen, sondern mit japanisch, koreanisch, russisch und griechisch kurioserweise auch in ganz verschiedenen Schriften. Das ist besonders spannend und ich kann es kaum erwarten, die jeweiligen Landesausgaben in den Händen zu halten.
Dies ist Ihr dritter Roman. Wie hat sich Ihr Schreiben in den letzten Jahren verändert?
Mein Schreiben selbst hat sich nicht verändert, denke ich. Was sich aber verändert hat, ist das Genre, in dem meine Geschichten sich bewegen. Meine ersten beiden Romane hatten jeweils noch einen gewichtigen historischen Teil, d.h. sie spielten ziemlich genau zur Hälfte im 18. bzw. im 17. Jahrhundert und in der Jetzt-Zeit, wobei stets zwischen beiden Zeitebenen hin- und hergewechselt wurde und ich die Handlung der Vergangenheit mit der heutigen Handlung verwebt habe.
Mit dem „Mona-Lisa-Virus“ lasse ich das Genre des historischen Romans nun hinter mir und es ist mein erster Thriller, dessen Handlung fast ausschließlich in der Jetzt-Zeit angelegt ist.
Sie sind hauptberuflich als Anwalt tätig. Welche Bedeutung hat das Schreiben in Ihrem Leben?
Diese Frage wird Autoren häufig gestellt und daher habe ich auf diese Frage schon viele verschiedene Antworten gelesen. Manche Kollegen sagen, Schreiben sei wie Atmen. Was eine schöne Metapher ist und eine Lebensnotwendigkeit unterstellt. Der Autor, der um sein Leben schreibt, das klingt doch angemessen dramatisch für einen Krimi- oder Thrillerautor. Tatsächlich sehe ich es aber weniger dramatisch: Schreiben bereitet mir vor allem Freude. Das soll nicht heißen, dass Bücherschreiben nicht auch Ausdauer und Disziplin erfordert. Meine Theorie ist: Wenn ich Spaß beim Schreiben habe, dann hat der Leser auch Spaß beim Lesen.

Interview

Tibor Rode erzählt im Interview über seinen neuen Thriller „Das Morpheus-Gen" | 17.07.2017

Ende Juli 2018 erscheint mit „Das Morpheus-Gen“ Ihr fünftes Buch. Wie auch in den Vorgängertiteln beschäftigen Sie sich verstärkt mit einem zentralen Thema, das uns als Menschen alle betrifft. In „Das Morpheus-Gen“ geht es um den „Schlaf“. Wie und wann sind Sie auf die Idee gekommen, darüber zu schr...

Ende Juli 2018 erscheint mit „Das Morpheus-Gen“ Ihr fünftes Buch. Wie auch in den Vorgängertiteln beschäftigen Sie sich verstärkt mit einem zentralen Thema, das uns als Menschen alle betrifft. In „Das Morpheus-Gen“ geht es um den „Schlaf“. Wie und wann sind Sie auf die Idee gekommen, darüber zu schreiben? Steckt vielleicht eine schlaflose Nacht dahinter?
Hinter meinen Büchern stecken zahlreiche schlaflose Nächte. „Wann schlafen Sie?“ Das ist eine der Fragen, die mir am häufigsten gestellt wird, wenn ich berichte, dass ich neben dem Schreiben weiter als Anwalt tätig bin und vor allem nachts an meinen Büchern arbeite. Wie oft habe ich mir gewünscht, nicht schlafen zu müssen, um all das zu schaffen, was ich mir an einem Tag so vornehme. Vielleicht ist die Idee daraus entstanden.
Einer Ihrer Hauptprotagonisten ist der erfolgreiche New Yorker Anwalt David Berger. Was zeichnet ihn als Mensch aus?
David ist ein guter Kerl. Und er versucht all die Rollen, die das Leben ihm zuteilt, bestmöglich zu erfüllen. Er will ein guter Anwalt sein, aber auch ein liebevoller Freund für seine Lebenspartnerin. Doch er hat viel zu wenig Zeit und durch die hohen Ansprüche, die er an sich selbst stellt, gerät er an seine eigenen Grenzen.
Sie haben sich als Setting für „Das Morpheus-Gen“ die Stadt New York ausgesucht. Was war ausschlaggebend für diese Entscheidung?
Wenn man über jemanden schreibt, der von einem auf den anderen Tag nicht mehr schlafen muss, dann lässt man ihn am besten in New York leben – der Stadt, die niemals schläft. New York ist eine Stadt voller Geheimnisse und einige verrate ich in meinem Buch. So führt die Geschichte David in einen Teil von New York, den niemand wirklich kennt: Die Stadt unter der Stadt. Dorthin, wo die sogenannten Maulwurf-Menschen leben.
David Berger schließt auf ungewöhnliche Weise Bekanntschaft mit der geheimnisvollen Archäologin Nina Larsson. Was ist für Sie das Besondere an der Beziehung der beiden?
Auf eine bestimmte Art sind die beiden sich ähnlich und dann doch ganz verschieden. David ist ein Team-Player und Nina ist der Prototyp der Einzelgängerin. Sie sind gezwungen, sich zusammenzuraufen und das birgt auf der einen Seite viele Konflikte, auf der anderen Seite die Chance, sich gegenseitig Geheimnisse anzuvertrauen.
Im Laufe der Geschichte merkt David Berger, dass er gar nicht mehr schlafen muss und rund um die Uhr wach bleiben kann. Was löst diese Erkenntnis in ihm aus?
Zunächst ist er irritiert. Unser Wach-Schlaf-Rhythmus gibt uns Menschen eine gewisse Routine und damit auch Sicherheit. Ist das gestört, vermittelt das ein Gefühl der Unsicherheit. Dann fängt er an, den Zustand zu genießen, weil er plötzlich den 24-Stunden-Tag hat, den sich so viele von uns wünschen. Er geht nachts Joggen und genießt die neue Freiheit, sich nicht ins Bett legen zu müssen. In der letzten Phase beginnt dann der Horror: Wenn er erkennt, dass mit dem Schlaf die letzte Bastion der Ruhe verloren gegangen ist. Rund um die Uhr wach zu sein, bedeutet auch, ständig mit allem konfrontiert zu sein: Lärm, Licht und, das ist vielleicht das Schlimmste, auch mit sich selbst.
Welche Bedeutung hat Schlaf aus Ihrer Sicht für den Menschen?
Er ist eine Oase der Ruhe. Vielleicht die letzte, die uns die digitale und mobile Welt heute noch gewährt. Selbst unser Handy hat einen Schlafmodus. Gebe es nicht den Zwang, schlafen zu müssen, würden vermutlich viele von uns 24 Stunden am Tag arbeiten. Nicht weil wir es wollen, sondern weil wir es müssen.
Wieso ist Schlaf so wichtig?
Neben der gesellschaftlich-sozialen Komponente ist Schlaf vor allem biologisch wichtig. Wie ein Handy aufgeladen werden muss, muss auch unser Körper und Geist regenerieren und dazu dient der Schlaf. Tatsächlich würde man sterben, wenn man eine gewisse Zeit gar nicht schläft.
Wie haben Sie zu diesem Thema recherchiert?
Ich habe wie immer zahlreiche Fachbücher und Aufsätze zum Thema Schlaf gelesen, Dokumentationen gesehen und im Internet recherchiert. Die Recherche ist ein wichtiger Teil und macht mir immer sehr viel Spaß. Am meisten erstaunt hat mich, wie wenig der Schlaf noch immer erforscht ist, obwohl er einen großen Teil unseres Lebens einnimmt.
Wieviel Schlaf benötigen Sie selbst?
Wenig.
Wäre die Idee, nie wieder schlafen zu müssen, ein Traum oder eher ein Albtraum für Sie?
Ich dachte lange, es wäre ein Traum. Nachdem ich dieses Buch geschrieben habe, denke ich aber, es wäre eine schlechte Idee. Interessant, dass Sie in Ihrer Frage das Wort Traum benutzen: Etwas, das zwingend mit dem Schlafen verbunden ist, denn richtig träumen wir nur im tiefen Schlaf. Das heißt, mit dem Schlaf würden wir auch unsere Träume verlieren. Wäre das nicht schrecklich?
Wer ist beim Schreiben Ihr größter Kritiker? Und wer darf Ihre Texte zuerst lesen?
Mein größter Kritiker bin natürlich ich selbst. Ich glaube alle Autoren, wie vermutlich alle Künstler, gehen mit sich selbst hart ins Gericht und sind niemals wirklich zufrieden. Das ist vermutlich der größte Antrieb, immer weiter zu schreiben. Meine Texte liest immer zuerst meine Frau. Sie ist vermutlich mein zweitgrößter Kritiker und das hört nicht dabei auf, was ich schreibe (lacht).
Zu welchen Autoren greifen Sie privat gerne?
Ich entdecke ständig neue Autoren. Früher habe ich viel von John Grisham gelesen, weil er ein toller Erzähler ist. Heute lese ich auch einige skandinavische Autoren sehr gern. Aber mein eigentlicher Held ist Andrea Camilleri. Keiner schreibt mit solch einer Leichtigkeit und Augenzwinkern. Seine Montalbano-Krimis sind für mich Pflicht und ich hoffe, er schreibt die noch weiter, bis er 120 Jahre alt ist.
Wie dürfen wir uns Ihre Arbeitsweise vorstellen? Lieber akkurat durchplanen oder erstmal drauflos schreiben?
Nein, ich plane alles akkurat durch. Drauflos schreiben macht Spaß, aber ich brauche für eine gelungene Geschichte die Struktur. Nur dann kann ich auf etwas hinschreiben, Dinge planen und scheinbar lose Enden zusammenführen.
Was ist für Sie der schönste Moment im Leben als Autor?
Ich denke alle Autoren lieben es: Die Worte ENDE unter einen Text zu setzen, weil damit ein Projekt, manchmal sogar eine Lebensphase, beendet ist. Dazu mischt sich oft aber auch Melancholie, weil man damit auch eine bestimmte Gedankenwelt verlässt und von seinen Figuren Abschied nehmen muss, die einen seit Monaten oder Jahren begleitet haben. Vielleicht ist der noch schönere Moment, wenn man sein Buch das erste Mal im Buchladen entdeckt. Wenn das, was bis vor kurzem nur im Kopf des Autors existierte und worin man so viel Zeit investiert hat, endlich in der realen Welt und somit auch bei den Lesen ankommt.
Inwieweit haben Sie beim Schreiben auch den Leser im Blick?
Der Leser steht über allem. Er ist derjenige, für den ich die Geschichte schreibe. Ich schreibe Unterhaltungsliteratur, also möchte ich den Leser unterhalten. Insofern versuche ich meine Geschichte ständig mit seinen Augen zu sehen. Problem dabei ist vielleicht, dass es ja nicht den einen Leser gibt. Jeder Leser bringt seine eigene Welt mit, in die meine Geschichte hineinpassen muss. Ich freue mich, wenn möglichst viele Leser Spaß an dem haben, was ich schreibe.
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