Louise Pelt - Autor
© Ines Marquet

Autorin

Louise Pelt

Louise Pelt wurde 1982 in Hamburg geboren. Mit dem Kinderopernchor bereiste sie früh die Welt, studierte anschließend Anglistik und Germanistik und schrieb einige Jahre für Film und Theater. Die Halbwertszeit von Glück schrieb sie als Roman, obwohl vieles und viele dagegensprachen. Vielleicht ist Mut ihre größte Superkraft – auf jeden Fall aber hat er ihre schönste Geschichte hervorgebracht. Sie lebt mit ihrer Familie zwischen Alster und Elbe.

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Steckbrief

Steckbrief mit Louise Pelt zu ihrem Roman „Die Halbwertszeit von Glück“

Lieblingssatz aus dem Buch:„Auch das Glück hat eine Halbwertszeit. Es zerfällt direkt vor unseren Nasen, rinnt zwischen unseren Fingern hindurch, und wir merken es nicht – manchmal verstehen wir ja noch nicht einmal, dass wir überhaupt glücklich sind.“Die Stelle im Buch, die am schwierigsten zu schr...

Lieblingssatz aus dem Buch:
„Auch das Glück hat eine Halbwertszeit. Es zerfällt direkt vor unseren Nasen, rinnt zwischen unseren Fingern hindurch, und wir merken es nicht – manchmal verstehen wir ja noch nicht einmal, dass wir überhaupt glücklich sind.“
Die Stelle im Buch, die am schwierigsten zu schreiben war:
Ich habe immer am meisten Respekt vor den Szenen, in denen meinen Protagonist:innen etwas widerfährt, was ich selbst noch nicht erlebt habe. Also zum Beispiel, als HOLLY ganz akut mit dem Tod ihrer Kollegin klarkommen muss – und mit ihrer eigenen (vermeintlichen) Schuld.
Der optimale Soundtrack zum Buch:
Ich habe jeden Morgen vor dem Schreiben laut „Shake It Off“ von Taylor Swift aufgedreht – aber das hatte eher psychologische Gründe. (Für alle Menschen mit Selbstzweifeln: Kann das WÄRMSTENS empfehlen! Im besten Fall noch ein bisschen dazu tanzen – und dann: SHAKE! IT! OFF!) Insgesamt würde ich aber sagen, dass „DIE HALBWERTSZEIT VON GLÜCK“ ein leises Buch ist, deshalb: vielleicht ein Album von Ludovico Einaudi?
Welchem Prominenten würden Sie Ihr Buch gern überreichen und welche Widmung stünde drin?
Durch meine Arbeit beim Film kenne ich so viele berühmte Menschen, dass „Prominenz“ keine richtige Bedeutung mehr für mich hat. Unterm Strich sind wir alle vor allem eins: Menschen. Und der Mensch, dem ich dieses Buch am allerliebsten geben würde, ist mein Papa. Die Widmung steht schon vorne drin. Falls ich mich dennoch auf eine prominente Person festlegen müsste, wäre es Reese Witherspoon: weil sie Bücher liebt – und wie keine andere starke Geschichten von Frauen, über Frauen, für Frauen auf die Leinwand bringt!
Wie wichtig sind Freund:innen, Familie und Berater:innen beim Schreiben?
Ohne meine Familie wäre ich nie Autorin geworden, deshalb sind mein Mann, meine Kinder und meine Eltern in jeder Hinsicht essentiell. Freund:innen sind toll zum Motivieren oder um sich Frust von der Seele zu reden und Berater:innen ein Segen, weil Schreiben meist ein sehr einsamer Job ist.
Was hilft, wenn es mal schwierig ist, weiterzuschreiben?
Den Anspruch, etwas Perfektes schreiben zu müssen, über Bord zu werfen! Ich schreibe jeden Tag konsequent zehn Seiten, das ist so viel, dass es gar nicht perfekt sein kann. Mir hilft der Ansatz: Erstmal überhaupt machen – gut machen kann man es hinterher immer noch. Und das ist in der Regel leichter, wenn schon etwas da ist.
Können Sie uns schon etwas über Ihr nächstes Buchprojekt verraten?
Im Zentrum der Geschichte werden zwei Frauen stehen – und das große Thema des Romans wird Einsamkeit sein. Ein wichtiges Thema in unserer Zeit und Gesellschaft, das unzählige Facetten hat.

Interview

„Glück hat nicht nur ein Gesicht“ | 21.11.2023

Liebe Frau Pelt, worum geht es in „Die Halbwertszeit von Glück“?Es geht um drei Frauen, in drei unterschiedlichen Jahrzehnten, an drei verschiedenen Orten der Welt, die jeweils mit einem Unglück konfrontiert werden und sich fragen: Lässt sich Glück festhalten? Lässt es sich weiterreichen? Können wir...

Liebe Frau Pelt, worum geht es in „Die Halbwertszeit von Glück“?
Es geht um drei Frauen, in drei unterschiedlichen Jahrzehnten, an drei verschiedenen Orten der Welt, die jeweils mit einem Unglück konfrontiert werden und sich fragen: Lässt sich Glück festhalten? Lässt es sich weiterreichen? Können wir glücklich sein, wenn wir nicht wissen, wer wir sind, oder wenn wir Schuld auf uns geladen haben? Und: Wie viel Glück haben wir eigentlich verdient im Leben?
Wie sind Sie auf die Idee zu Ihrem Roman gekommen?
Eigentlich ist es eher so, dass Ideen zu mir kommen. Ich wollte ein Buch über das Glück schreiben, weil das Thema allgegenwärtig ist in unserer Gesellschaft. Die meisten Bücher erzählen allerdings Eskapismus-Geschichten: Einem Menschen widerfährt ein Unglück und sie oder er reißt alle Zelte ab, um irgendwo neu anzufangen und wird dort wieder glücklich. So funktioniert das im wahren Leben aber nicht. Auch uns geschehen Unglücke, aber wir können in der Regel nicht davonlaufen. Ich wollte von drei Frauen erzählen, die sich ihrem Unglück stellen, und dabei nicht nur über sich selbst hinauswachsen, sondern vielleicht auch ein neues Glück für sich finden – wenngleich das anders aussieht als erwartet.
Was war zuerst da – die Geschichte oder eine Figur?
Zuallererst war das Thema Glück da, und dann ziemlich schnell der Titel, weil er so gut erfasst, dass Glück nicht statisch ist. Uns wird oft suggeriert, dass wir immer glücklich sein müssten, aber das ist gar nicht möglich, weil sich Glück in der Regel eben nicht festhalten lässt. Ein Thema und ein Titel machen noch keine Geschichte: Erst als Mylène, Holly und Johanna an meine Tür geklopft haben, wusste ich: Das muss ich erzählen!
Stellen Sie uns Ihre drei Protagonistinnen bitte kurz vor.
MYLÈNE könnte nicht glücklicher sein: Wir schreiben das Jahr 2019, sie führt ihr eigenes kleines Unternehmen in Paris und wird bald ihre große Liebe heiraten. Doch dann steht plötzlich ein Anwalt in ihrem Büro und offenbart ihr, dass sie eine Wohnung in Amsterdam geerbt hat – von einer völlig fremden Frau. Plötzlich steht Mylènes Welt auf dem Kopf und sie fragt sich: Wie kann ich glücklich sein, wenn mein Leben auf einer Lüge basiert?

Im Jahr 1987 lebt JOHANNA ein Einsiedlerleben in einer einfachen Waldhütte im deutsch-deutschen Grenzgebiet. Galt sie in Dresden noch als Hoffnungsträgerin der Kernphysik, hat sie sich seit dem Tod ihrer Tochter komplett aus der Gesellschaft zurückgezogen. Doch dann findet sie eines Tages eine verwundete Siebzehnjährige im Wald und beschließt wider jede Vernunft, sie bei sich aufzunehmen. Zwischen den zwei ungleichen Frauen entspinnt sich eine besondere Freundschaft – und schon bald steht Johanna vor der Frage: Habe ich es verdient, noch mal glücklich zu sein, obwohl ich große Schuld auf mich geladen habe?

Im Jahr 2003 träumt HOLLY in Los Angeles von einer Karriere als Drehbuchautorin. Als sich eine große Chance für sie ergibt, springt eine Kollegin bei der Arbeit für sie ein – und kommt dabei ums Leben. Holly fühlt sich schuldig am Tod von Jay, sie kann das vermeintliche Glück, das sie am verhängnisvollen Unfalltag hatte, nicht genießen und fragt sich irgendwann: Ist es möglich, dieses Glück heimlich an Jays Familie zurückzugeben?

Warum drei Frauen?
Warum Frauen? Weil ich überzeugt bin, dass diese Geschichte mit männlichen Hauptfiguren nicht funktioniert hätte. Wenn es darauf ankommt, sind Frauen oft widerstandsfähiger und stärker als Männer, sie ertragen mehr. Warum drei? Weil Glück nicht nur ein Gesicht hat – und ich mindestens drei davon zeigen wollte.
Sie sind gebürtige Hamburgerin und leben bis heute in Ihrer Stadt. Warum haben Sie sich für Ihren Roman die Schauplätze Paris, Los Angeles und eine Hütte im Wald im deutsch-deutschen Grenzgebiet ausgesucht?
Ich bin Hamburg zwar immer treu geblieben, habe aber als Kind die halbe Welt bereist und dabei früh gelernt, dass jeder Ort eine eigene Stimmung innehat, einen eigenen Rhythmus. Als die Frauenfiguren mit ihren einzelnen Schicksalen im Gepäck da waren, war mir ziemlich schnell klar, an welchen Orten ihre Geschichten zu Hause waren. Das hat sich ganz natürlich ergeben: Für Johanna brauchte ich den abgelegensten Ort der Welt, für das, was Mylène sich aufgebaut hat, eine europäische Großstadt – und Los Angeles um die Jahrtausendwende war die perfekte Heimat für Hollys großen Traum.
Was bedeutet für Sie Glück?
Es gibt unzählige Arten von Glück – aber das Glück, das ich am wertvollsten finde, ist: Wenn man es schafft, Frieden zu schließen – mit der Welt, mit seinen Mitmenschen und dem Schicksal, vor allem aber mit sich selbst.
Warum „Halbwertszeit“? Wie lange hält sich Glück Ihrer Erfahrung nach?
Der Begriff „Halbwertszeit“ kommt durch Johanna in das Buch, die als Kernphysikerin einen besonderen Bezug zum Zerfall von Elementen hat. Aber sie hat schon recht, wenn sie sagt, dass im Grunde alles im Leben zerfällt – auch das Glück. Wie lange diese Halbwertszeit allerdings ist, hängt von der Art des Glücks ab und von den einzelnen Menschen. Gewinnspiel- oder Kaufrauschglück halten erfahrungsgemäß nur sehr kurz, das Glück, das man empfindet, wenn man vergibt oder seinen Frieden mit sich schließt, kann sehr lange anhalten. Und es gibt eben Menschen, die von Natur aus mehr Talent zum Glücklichsein haben als andere.
Unter Ihrem Klarnamen Lucy Astner schreiben Sie Kinderbücher. Und daneben arbeiten sie als Drehbuchautorin für Film und Theater. Warum dieses Mal ein Roman für Erwachsene?
Wenn eine Geschichte zu mir kommt, interessiert mich am Anfang nur eines: Ist sie es wert, erzählt zu werden, und fesseln mich Figuren und Thema so sehr, dass ich bereit bin, viele Monate meines Lebens mit ihnen zu verbringen? Wenn ich diese Fragen für mich mit JA beantwortet habe, denke ich darüber nach, ob die Geschichte am besten für ein Drehbuch, ein Kinderbuch oder einen Roman für Erwachsene taugt. Bei „DIE HALBWERTSZEIT VON GLÜCK“ war das ein klarer Fall.
Warum nun Louise Pelt?
Es war nicht von vornherein geplant, „DIE HALBWERTSZEIT VON GLÜCK“ unter einem anderen Namen zu veröffentlichen, sondern hat sich eher aus dem Prozess ergeben. Als das Manuskript fertig war und meine Agentin es mit auf die Buchmesse genommen hat, habe ich den Wunsch geäußert, es nicht unter meinem Klarnamen anzubieten. Die Frauen und ihre Geschichten sollten für sich sprechen. Und weil ich zum einen nach LUCY VAN PELT von den Peanuts benannt wurde, und zum anderen in meiner Schulzeit von einigen Lehrer:innen konsequent LOUISE genannt wurde, haben wir das Buch kurzerhand unter LOUISE PELT angeboten. Mit ihrem jeweils ersten Gebot haben die Verlage erfahren, dass LUCY ASTNER dahintersteckt, haben mich aber alle ausnahmslos und konsequent weiter mit LOUISE PELT angesprochen. Da haben meine Agentin und ich gemerkt, dass das vielleicht einfach der Name ist, der besser zu diesem neuen Projekt passt – und LUCY ASTNER ist Schritt für Schritt in LOUISE PELT hineingewachsen.
Wie sah der Recherche- und Schreibprozess für „Die Halbwertszeit von Glück“ aus?
Mein Schreibprozess sieht immer gleich aus: Sobald ich die Figuren und den Plot kenne, fange ich an zu schreiben, zu schreiben, zu schreiben. Ich schreibe täglich etwa zehn Seiten, bis eine erste Rohfassung steht. Bei der ersten Überarbeitung fange ich an zu recherchieren. Ich lese viel und besuche Handlungsorte, um mir ein Bild zu machen. Wenn ich das bereits vor der ersten Rohfassung tun würde, würde mich die Flut an Informationen erdrücken und beim Schreiben blockieren. Deshalb hat sich dieser Prozess für mich als der richtige herausgestellt. Bis ich das Manuskript dann an den Verlag schicke, habe ich den Text viele Male überarbeitet und korrigiert.
Wem würden Sie Ihr Buch besonders ans Herz legen?
Ich wäre wohl eine schlechte Autorin, wenn ich jetzt nicht laut rufen wollen würde: jeder Menschenseele auf der ganzen weiten Welt! Wenn ich es aber etwas differenzieren sollte: „DIE HALBWERTSZEIT VON GLÜCK“ ist das richtige Buch für alle, die wissen, dass das Leben nicht nur aus Glücksmomenten besteht, aber trotzdem mit Hoffnung und Zuversicht auf die Welt blicken. Für alle, die starke Frauen mögen und gerne anspruchsvoll unterhalten werden. Es ist ein Buch, in dem drei kleinere Geschichten erzählt werden und sich am Ende ein großer Kreis schließt. Und nicht zuletzt ist es ein Buch, das seine Leser:innen nach ein paar schönen Lesestunden mit einem warmen Gefühl zurück ins Leben entlässt.
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