Petra Hülsmann - Autor
© Inga Sommer

Autorin

Petra Hülsmann

Petra Hülsmann, Jahrgang 1976, wuchs in einer niedersächsischen Kleinstadt auf. Nach einem erfolgreich abgebrochenen Studium der Germanistik und Kulturwissenschaft arbeitete sie in Anwaltskanzleien und reiste sechs Monate mit dem Rucksack durch Südostasien, bevor sie mit ihren Romanen die Beststellerliste eroberte. Petra Hülsmann lebt mit ihrem Mann in Hamburg.

 

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Steckbrief

Petra Hülsmann erzählt im Autorensteckbrief über ihr Buch "Das Leben fällt, wohin es will"

Lieblingssatz aus dem Buch:Es ist eher eine Passage, und zwar diese: ‚Das Leben fällt, wohin es will‘, hatte Knut gesagt. Und da hatte er recht, die meisten Dinge passierten einfach. Aber andererseits sah ich nicht ein, wieso ich nicht die Ärmel aufkrempeln, mein Leben aus dem Nichts herausholen und...

Lieblingssatz aus dem Buch:
Es ist eher eine Passage, und zwar diese: ‚Das Leben fällt, wohin es will‘, hatte Knut gesagt. Und da hatte er recht, die meisten Dinge passierten einfach. Aber andererseits sah ich nicht ein, wieso ich nicht die Ärmel aufkrempeln, mein Leben aus dem Nichts herausholen und dahin werfen konnte, wo ich es haben wollte.
Die Stelle im Buch, die am schwierigsten zu schreiben war:
Alles im Zusammenhang mit Christines Brustkrebserkrankung, da mich das emotional sehr mitgenommen hat. Und der große Streit im Krankenhaus zwischen den beiden Schwestern Marie und Christine. Da fallen sehr böse Worte, die mir beim Schreiben selbst wehgetan haben.
Der optimale Soundtrack zum Buch:
Bei mir hat jeder Roman seine eigene Playlist, die ich während der Entstehungsphase immer wieder höre. Auf der Playlist zu „Das Leben fällt, wohin es will“ sind etwa zwanzig Songs drauf – am häufigsten gehört habe ich wahrscheinlich „Ich lieb dich überhaupt nicht mehr“ von Udo Lindenberg und „Dich zu lieben“ von Roland Kaiser. Das klingt jetzt wahrscheinlich erst mal schräg, aber wenn man das Buch liest, klärt sich auf, warum.
Der perfekte Ort, um das Buch zu lesen:
Da es in dem Buch sehr viel um Boote und die Elbe geht, wäre ein Ort am Wasser perfekt. Aber ich denke, das Buch liest sich überall gut.
Welchem Prominenten würden Sie Ihr Buch gern überreichen und welche Widmung stünde drin?
Ich würde es Udo Lindenberg und Roland Kaiser überreichen mit der Widmung: „Danke, dass ihr mit euren Songs Marie und Daniel so einen schönen Abend beschert habt“.
Was darf beim Schreiben auf keinen Fall fehlen – abgesehen von Rechner, Schreibmaschine oder Stift?
Wasser und Ruhe.
Was ist schöner: den letzten Satz zu Ende gebracht zu haben oder das fertige Buch in Händen zu halten?
Das größte Glück für mich ist es, den letzten Satz geschrieben zu haben. Auch wenn dann noch eine Menge Arbeit vor mir liegt, weiß ich, dass ich das Schwierigste geschafft habe und dass meine Figuren da angekommen sind, wo sie ankommen sollten. Aber es ist auch ein wahnsinnig schöner Moment, das fertige Buch zum ersten Mal in der Hand zu halten.
Wer oder was hilft, wenn es mal schwierig ist, weiterzuschreiben?
Mir helfen immer die lieben Nachrichten und E-Mails, die ich von vielen Leserinnen bekomme. Ihr Feedback ist mir sehr wichtig, und wenn ich höre, wie sehr sie sich auf meinen neuen Roman freuen, motiviert mich das total, und es spornt mich an, mein Bestes zu geben.
Was war zuerst da: die Story oder eine Figur aus dem Buch?
Die Hauptfigur Marie war zuerst da. Ich wusste, welche charakterliche Entwicklung sie durchmachen sollte und habe darum herum die Story gesponnen.
Wie wichtig sind Freunde, Familie, Berater beim Schreiben?
Sehr wichtig, um mich zu motivieren und mir ein offenes Ohr zu leihen, wenn ich über die Geschichte sprechen möchte. In die Story an sich lasse ich mir während des Schreibens allerdings eher ungern reinreden, daher gebe ich das Manuskript immer erst zum Lesen frei, wenn es fertig und von mir überarbeitet ist.
Lieber akkurat durchplanen oder erstmal drauflosschreiben?
Ich plane immer akkurat durch, denn ich muss vor dem Schreiben genau wissen, was für eine Geschichte ich überhaupt erzählen will.
Welche Farbe hätte das Cover auf keinen Fall haben dürfen und warum?
Schwarz oder grau. Auch wenn die Geschichte durchaus traurige und dramatische Seiten hat, ist sie doch positiv, unterhaltsam und soll Mut machen, sein Leben anzupacken. Da hätte etwas Tristes nicht gepasst.
Wer das Buch liest, fühlt sich nach der letzten Seite…?
… hoffentlich glücklich und traurig zugleich. Glücklich, weil es so schön war und traurig, weil das Buch zu Ende ist.



Interview

„Ich bin fest davon überzeugt, dass eine Komödie nur dann wirklich gut ist, wenn sie auch eine tragische Seite hat“ | 29.03.2023

Liebe Frau Hülsmann, Ihre Fans und wir bei Bastei Lübbe fiebern schon alle Ihrem neuen Roman entgegen. Worauf freuen Sie sich mit der Veröffentlichung von „Morgen mach ich bessere Fehler“ am meisten?Allein die Tatsache, dass nach drei Jahren wieder ein Buch von mir erscheint, ist bei mir ein großer ...

Liebe Frau Hülsmann, Ihre Fans und wir bei Bastei Lübbe fiebern schon alle Ihrem neuen Roman entgegen. Worauf freuen Sie sich mit der Veröffentlichung von „Morgen mach ich bessere Fehler“ am meisten?
Allein die Tatsache, dass nach drei Jahren wieder ein Buch von mir erscheint, ist bei mir ein großer Grund zur Freude, denn es ging mir ja lange Zeit nicht gut. Ich freue mich aufs „gelesen werden“ und das Feedback von meinen Leserinnen und Lesern. Schreiben ist ja eine sehr einseitige Form der Kommunikation. Wenn die Rückmeldungen eintrudeln, macht das alles auf einmal wieder Sinn.
Wie war es für Sie, nach längerer Pause wieder am Schreibtisch zu sitzen?
Anfangs war es ganz schön hart, da in meinem Kopf während meiner Depression in der Abteilung „Fantasie, Ideen und Schreiben“ absolute Dienstverweigerung herrschte. Je besser es mir ging, desto mehr bin ich wieder ins Schreiben gekommen, und irgendwann war ich so drin, dass ich alles um mich herum vergessen habe und in der Geschichte versunken bin. Es war eine riesengroße Freude und auch Erleichterung, wieder zu schreiben. Das hat mir wahnsinnig gefehlt.
Sie schreiben seit fast zehn Jahren sehr erfolgreich Bücher. Hat sich etwas im Laufe der Zeit geändert?
Das Interesse ist im Laufe der Zeit immer größer geworden, und es gab immer mehr Leserinnen und Leser, die den Büchern geradezu entgegengefiebert haben. Das ist besonders jetzt, nach der langen Pause, deutlich zu spüren. Für mich selbst hat sich ansonsten aber nicht viel geändert. Ich bin heute noch genauso aufgeregt vor einer Veröffentlichung wie beim ersten Roman, und der Schreibprozess selbst läuft auch noch so ab wie zu Anfang.
Worum geht’s in Ihrem neuen Buch?
Ich habe vier völlig unterschiedliche Charaktere auf einen (unfreiwilligen) gemeinsamen Roadtrip geschickt. Es geht von Plön in der Holsteinischen Schweiz über Hamburg, das „südliche Südniedersachsen“, Franken und München nach Oberstdorf ins Allgäu. Dabei fliegen ordentlich die Fetzen und es geht einiges schief, sodass die Hauptfiguren gern überall wären, nur nicht in dem schrabbeligen VW Passat, in dem sie gerade sitzen. Es hat großen Spaß gemacht, ausgerechnet diese Charaktere aufeinanderprallen zu lassen, die unter normalen Umständen keine fünf Minuten miteinander verbringen würden. Ich habe sie gewissermaßen dazu gezwungen, sich mit den jeweils anderen zu beschäftigen, Vorurteile zu hinterfragen und hinter Fassaden zu blicken. Natürlich spielt auch die Liebe eine Rolle, ohne geht es bei mir einfach nicht.
Der Titel lautet „Morgen mach ich bessere Fehler“. Was macht „bessere Fehler“ für Sie aus?
Es ist natürlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen, da man Fehler ja in den seltensten Fällen bewusst macht. Aber grundsätzlich glaube ich schon, dass es Fehler gibt, die einfach dumm sind und die niemanden weiterbringen. Aber es gibt auch Fehler, durch die man etwas lernt, entweder über sich selbst oder jemand anderen oder über das Leben. Oder Fehler, die nur Fehler zu sein scheinen, die sich hinterher aber als genau richtig herausstellen. Das sind für mich die „besseren Fehler“.
Im Gegensatz zu Ihren anderen Romanen spielt Ihr neues Buch nicht in Ihrer Lieblingsstadt Hamburg. Warum haben Sie dieses Mal Ihre Protagonist:innen auf Reisen geschickt?
Ein kleiner Teil der Handlung spielt in Hamburg, und es gibt auch Bezüge zur Stadt und zur Hamburg-Reihe. Aber ein Tapetenwechsel tut manchmal einfach gut, und so sehr ich Hamburg auch liebe und so gerne ich hier lebe – schreibtechnisch brauchte ich mal eine Pause vom Elbstrand. Ich habe es sehr genossen, gemeinsam mit den Figuren Neues zu entdecken und die Handlung an frischen, unverbrauchten Orten spielen zu lassen.
Wie und wohin reisen Sie am liebsten?
Ich bin gern unterwegs, egal ob mit dem Rucksack oder dem Wohnmobil, und erkunde ein Land, statt an einem Ort zu bleiben. Wohin ich am liebsten reise, ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich liebe die skandinavischen Länder, aber auch England und Schottland. Und einen besonderen Platz in meinem Herzen hat Südostasien, weil wir dort sechs Monate mit dem Rucksack unterwegs waren. Das war eine tolle Zeit.
Früher haben Sie einmal verraten, dass jeder Roman bei Ihnen eine eigene Playlist hat, die Sie während der Entstehungsphase hören. Welche Lieder dürfen auf Ihrer Reise-Playlist nicht fehlen?
Das stimmt, und auch für diesen Roman gibt es wieder eine Playlist. Ein paar der Songs werden im Roman erwähnt, aber es sind auch viele Songs, die bestimmte Emotionen in mir wecken, die ich für die Charaktere brauche oder die mich zu Szenen inspiriert haben. Wenn ich unterwegs bin, höre ich sehr gerne Queen, Glen Hansard und meine finnische Lieblingsband Vesterinen Yhtyeineen.
Ihre Protagonistin Elli lebt mit ihrer sechsjährigen Tochter Paula auf einem Ökohof und engagiert sich in einer Umweltgruppe. Ist Nachhaltigkeit auch für Sie persönlich ein Thema?
Auf jeden Fall. Elli gehört ja zu einer Umweltgruppe, den ‚Garten-Guerillas‘, die nachts heimlich (und nicht so wirklich legal) Schottergärten in insektenfreundliche Naturgärten verwandeln. So weit gehe ich persönlich natürlich nicht, aber ich habe in meinem Garten auch keinen Rasen und keine exotischen oder sterilen Pflanzen, sondern bevorzugt heimische Stauden und Sträucher, mit denen die Insektenwelt etwas anfangen kann. Außerdem lasse ich auch mal sogenanntes „Unkraut“ stehen, im Herbst harke ich das Laub nicht, sondern lasse es über den Winter liegen, und es gibt eine Ecke, in der ich Totholz aufgestapelt habe. Besonders ordentlich ist unser Garten nicht, aber dafür wild und bunt und voller Leben. Außerdem fahre ich so gut wie kein Auto, fliege nur sehr, sehr selten und ernähre mich inzwischen fast ausschließlich pflanzlich.
Ein Sprichwort heißt „Familie kann man sich nicht aussuchen“. Hatten Sie diesen Satz im Kopf, als Sie sich Großonkel Heinz ausgedacht haben?
Eigentlich nicht, aber das passt natürlich super zu Onkel Heinz. Er ist ja nicht gerade der Sympathieträger in diesem Roman, und ich glaube, niemand der das Buch liest, hätte große Lust, länger als ein paar Minuten mit ihm am selben Ort zu sein. Im Laufe der Handlung gewährt er aber auch Blicke hinter die Fassade und es wird klar, dass er nicht nur die eine, verbitterte, böse Seite hat, sondern auch eine weichere Seite. Ansonsten beweise ich im Roman aber auch das genaue Gegenteil des Sprichworts, denn Protagonistin Elli hat ein sehr distanziertes, kühles Verhältnis zu ihren Eltern und ihrem Bruder. Ihre wahre Familie hat sie sich tatsächlich selbst ausgesucht, in Form von ihren Freundinnen und Mitbewohnern.
Früher haben Sie in Kanzleien gearbeitet. Haben Ihre Erfahrungen dort den Charakter des Rechtsanwalts Cano beeinflusst?
Ein bisschen schon, insofern, dass Cano wahnsinnig viel arbeitet und sich sehr in den Job reinkniet. Allerdings habe ich im Laufe meiner Zeit in Anwaltskanzleien so viele verschiedene Anwältinnen und Anwälte kennengelernt, dass ich nicht guten Gewissens behaupten könnte, es gäbe den „typischen Anwalt“, und Cano wäre einer davon. Er hat den Fokus schon sehr deutlich auf Karriere und Prestige gelegt. Aber wie alle Figuren im Buch hat auch Cano noch eine andere Seite, die es zu entdecken gilt.
Alt oder jung, hetero oder homo, Bio-deutsch oder mit Migrationshintergrund – Ihre Romanfiguren sind alle ziemlich unterschiedlich. Gibt es etwas, das sie eint?
Sie alle haben vorgefasste Meinungen und Vorurteile voneinander und glauben, den jeweils anderen schon vom ersten Blick an zu kennen und zu durchschauen. Im Laufe der Handlung stellen sie aber fest, dass Vorurteile häufig falsch sind und dass jeder Mensch viele Facetten hat. Dabei war es mir wichtig, dass im Roman durchgängig jede Figur Vorurteile hat, da das sehr menschlich ist. Wahre Größe ist es für mich, sich mit seinen Vorurteilen auseinanderzusetzen, sie zu hinterfragen und zu versuchen, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Dazu habe ich den Figuren im Roman die Gelegenheit gegeben.
Ob Rassismus, Umweltkatastrophen oder der Umgang unserer Gesellschaft mit älteren Leuten – es sind nicht immer leichte Themen, die Sie in Ihrem Buch ansprechen. Wie schaffen Sie es, den richtigen Ton zu treffen?
Ich versuche, all diese Themen mit dem nötigen Ernst und Respekt zu behandeln, und es gibt Szenen im Buch, die mir beim Schreiben wirklich sehr wehgetan haben, und die wahrscheinlich auch den Leserinnen und Lesern wehtun werden. Das soll auch durchaus so sein, trotzdem war es mir wichtig, das Ganze nicht zu finster werden zu lassen, sondern durch witzige Szenen und Dialoge einen Gegenpol zu schaffen. Ich bin fest davon überzeugt, dass eine Komödie nur dann wirklich gut ist, wenn sie auch eine tragische Seite hat.
Sie haben alle Ihre Romane in der Ich-Perspektive erzählt. Warum?
Es liegt mir einfach am meisten, mich voll und ganz in eine Figur reinzudenken und die Handlung durch ihre Augen zu betrachten, beziehungsweise zu erleben. Sowohl Autorin als auch Leserschaft sind in keiner Perspektive näher an der Hauptfigur als in der Ich-Perspektive, dadurch wird es schön emotional. Außerdem finde ich es spannend, dass die Leserinnen und Leser dadurch nur ahnen können, wie es in den Köpfen der anderen Figuren aussieht.
In der Vergangenheit haben Sie jedes Jahr ein neues Buch veröffentlicht – haben Sie schon Ideen für weitere Romane?
Ja, ich spiele momentan mit zwei Ideen und versuche herauszufinden, bei welcher Story sich in meinem Kopf mehr tut. Ich habe schon einen Favoriten, glaube ich. Es bleibt jedenfalls spannend.

Interview

"Ich schreibe gern möglichst nah dran am wahren Leben. Mit High Society, Rockstars und Milliardären kann ich nichts anfangen." Petra Hülsmann | 06.06.2019

Ihr neuer Roman hat wieder alle Ingredienzien für einen Bestseller, wie Ihre Fans ihn lieben: Charmante Charaktere, witzige Dialoge, großartigen Humor, ganz viel Herz und natürlich die Liebe. Wann kam Ihnen die Idee für Ihren neuen Roman?Im Grunde schon als ich meinen letzten Roman „Wenn‘s einfach w...

Ihr neuer Roman hat wieder alle Ingredienzien für einen Bestseller, wie Ihre Fans ihn lieben: Charmante Charaktere, witzige Dialoge, großartigen Humor, ganz viel Herz und natürlich die Liebe. Wann kam Ihnen die Idee für Ihren neuen Roman?
Im Grunde schon als ich meinen letzten Roman „Wenn‘s einfach wär, würd's jeder machen“ geschrieben habe. Darin kam Nele, die Protagonistin aus „Meistens kommt es anders, wenn man denkt“ auch schon vor, sie war die beste Freundin und Mitbewohnerin der Hauptfigur Anni. Während des Schreibens habe ich Nele sehr ins Herz geschlossen, und ich hatte das Gefühl, dass sie sich gut als Hauptfigur eignen würde. Außerdem fand ich es schade, dass ich bei ihrer Geschichte nie direkt dabei sein konnte. Das Rohmanuskript von „Wenn’s einfach wär …“ hatte über 1000 Seiten, und ich musste etwa die Hälfte des Romans kürzen. Dabei ist ganz viel von Neles Geschichte wieder rausgeflogen, was mich total unglücklich gemacht hat, weil ich diese Geschichte und Nele selbst so mochte. Also habe ich mich dazu entschlossen, aus Neles Story einen eigenen Roman mit ihr als Hauptfigur zu machen. Neles Handlungsstrang in „Wenn's einfach wär …“ habe ich dann so geändert, dass nur das erzählt wird, was vor den eigentlichen Ereignissen passiert.
Ihre Leserinnen und Leser treffen erneut auf einige bekannte Figuren. Die Nebenfigur im letzten Roman spielt dieses Mal die Hauptrolle, die Hauptfiguren nun die Nebenrollen. Ein tolles Stilmittel, um Bekanntes und Liebgewonnenes geschickt mit Neuem zu verweben. Wie gehen Sie dabei vor, entwerfen Sie gleich mehrere Plots für Ihre künftigen Romane en Suite? Oder lassen Sie sich nach Abschluss eines Romans selbst überraschen, welchen Weg Ihre Figuren nehmen?
Nicht nur Nele, sondern auch Claas, der männliche Protagonist in „Meistens kommt es anders, wenn man denkt“ ist aus einem meiner anderen Romane bekannt – er hatte einen kleinen, aber sehr schönen Gastauftritt in „Hummeln im Herzen“. Es ist aber das erste Mal, dass die Protagonisten aus anderen Romanen bekannt sind. Im Regelfall treten aus vorherigen Romanen bekannte Figuren gar nicht selbst auf, sondern werden nur erwähnt, meistens von Knut, dem Taxifahrer. Er ist der einzige, der in allen Romanen auftaucht und den ich fest mit einplane. Ich plotte nie gleich mehrere Romane am Stück, sondern einen nach dem anderen.
Der besondere Sidekick Knut, der lebenskluge Taxifahrer, darf auch dieses Mal nicht fehlen. Wie ist die Resonanz Ihrer Fans auf Knut?
Knut ist inzwischen im Grunde der Star in meinen Romanen. Er hat sehr viele Fans, die alle immer schon sehnsüchtig auf ihn warten. Ich werde oft gefragt, ob es Knut wirklich gibt und ob ich seine Telefonnummer habe, damit man ihn für eine Taxifahrt buchen kann. Leider existiert Knut aber ausschließlich in unseren Köpfen.
Sie greifen im neuen Roman eine ganz besondere Thematik auf, Neles jüngerer Bruder Lenny hat das Down-Syndrom. Woher kam die Idee, dieses Thema in Ihren Roman einzubauen?
Ich habe eine Dokumentation über junge Menschen mit Down-Syndrom gesehen, die mich sehr beeindruckt hat. Ich war gleich inspiriert, über das Thema zu schreiben, denn mir fiel auf, dass ich ziemlich wenig über Menschen mit Behinderung wusste. Ich hatte mir einfach nie Gedanken darüber gemacht, wie sie so leben und was ihnen wichtig ist. Ich bin davon ausgegangen, dass es nicht nur mir so geht, sondern auch vielen anderen. Also habe ich mich dazu entschlossen, über dieses Thema zu schreiben und fand obendrein, dass es gut zu Neles Charakter passen würde, wenn sie einen jüngeren Bruder oder eine jüngere Schwester mit Trisomie 21 hätte.
Sie schildern Lenny und seine Probleme, als Behinderter ernst genommen und respektiert zu werden, so realistisch, gibt es ein Vorbild für diese Figur?
Lenny ist gewissermaßen ein Zusammenschnitt von vielen jungen Menschen mit Down-Syndrom, und ich habe ihm auch ein paar Sätze in den Mund gelegt, die ich von ihnen gehört habe.
Wie haben Sie dafür recherchiert?
Ich habe Gespräche geführt, Reportagen angeschaut, Bücher gelesen und natürlich Internetrecherche betrieben.
Man lebt, lacht und leidet mit Ihren Figuren, den Irrungen und Wirrungen im Leben. Neben Nele wachsen einem besonders Lenny und seine Freundin Mia ans Herz. Was ist Ihr Patentrezept, so viel Feel Good beim Lesen in Ihren Fans zu erwecken?
Dafür habe ich kein Patentrezept, das entsteht intuitiv beim Schreiben. Ich bin immer sehr nah dran an den Figuren und fühle alles hautnah mit, was sie fühlen. Womöglich überträgt sich das dann auch auf die Leserinnen und Leser.
Ihre Figuren finden Ihr Glück im Alltäglichen, im Machbaren, sind geerdet, schätzen ihre Familie, Freunde, gutes Essen, das Miteinander. Liegt darin für Sie ein ganz besonderer Zauber?
Ja, all das ist mir persönlich auch sehr wichtig. Ich schreibe gern möglichst nah dran am wahren Leben. Mit High Society, Rockstars und Milliardären kann ich nichts anfangen.
Welche Werte möchten Sie Ihrer Leserschaft vermitteln?
Ich möchte meine Leserinnen und Leser zum Nachdenken anregen, dazu einladen, sich selbst zu hinterfragen und über den Tellerrand hinauszuschauen. Toleranz ist gerade in diesem Roman ein wichtiges Thema. Ich wollte versuchen, ein paar Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderungen aus dem Weg zu räumen. Darüber hinaus geht es bei mir immer ums Kämpfen, sich durchsetzen und behaupten. Meine Romanfiguren kriegen vom Leben oft eine dicke Packung, aber sie machen das Beste daraus und finden ihren Weg aus dem Schlamassel. Das ist auch immer eine Botschaft an meine LeserInnen: Lasst euch nicht unterkriegen, sondern steht dazu, wer ihr seid und was ihr wollt.
Eine weitere wichtige Nebenrolle im neuen Roman hat Sally. Was hat es mit ihr auf sich?
Sally ist die Hündin des männlichen Protagonisten Claas. Sie ist eine absolute Sympathieträgerin und wickelt alle um die Pfote. Wir hatten damals einen Familienhund, der von meinem 8. bis zum meinem 23. Lebensjahr bei uns war. Charakterlich ist Sally ihm sehr ähnlich, er war auch etwas grobmotorisch, ist gerne mal mit Karacho über den Flur geschlittert und war sehr freundlich und mein bester Kumpel. Ich hätte schon seit langem total gerne wieder einen Hund, bislang ging es nur nie, aus Zeit- und/oder Platzgründen. Sally hat sich irgendwie ins Buch gemogelt, obwohl sie ursprünglich gar nicht geplant war. Und Nele durfte sie (quasi an meiner Stelle) ganz viel streicheln und knuddeln.
Ein weiteres Stilmittel ihrer Romane sind die sehr originellen Buchtitel, wer denkt sich diese aus?
„Hummeln im Herzen“ und „Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen“ sind Verlagstitel gewesen. Die anderen Titel waren Vorschläge meinerseits, wobei ich mir „Wenn’s einfach wär, würd’s jeder machen“ nicht ausgedacht habe. Das ist ja eher ein geflügeltes Wort.
Sie reisen viel und stellen Ihrem Publikum Ihre Romane bei Lesungen vor. Was bedeutet Ihnen dieser direkte Kontakt zu Ihrer Zielgruppe?
Wenn ich etwas aus meinen Romanen vorlese, finde ich es immer sehr schön, die Reaktionen auf den Gesichtern des Publikums zu sehen. Dazu habe ich ja sonst nie die Gelegenheit. Schreiben ist eine sehr einseitige Form der Kommunikation, deswegen ist es für mich als Autorin total wichtig, auf Lesungen den direkten Kontakt zu meinen LeserInnen zu haben.
Als gebürtige Niedersächsin sind Sie seit vielen Jahren in Hamburg glücklich. Ihre Liebe zur Waterkant geben Sie auch Ihren Figuren mit. Könnten Sie sich vorstellen, Ihre Romane auch einmal in einer anderen Stadt spielen zu lassen?
Konkrete Pläne habe ich nicht, aber ich habe durchaus schon mit dem Gedanken gespielt. Ich reise ja sehr gerne. Vielleicht wäre es schön, auch mal in einem Roman auf die Reise zu gehen und die LeserInnen mitzunehmen.
Ein Buch pro Jahr, nun ist gerade ihr sechster Roman frisch erschienen. In welcher Phase zu Buch sieben befinden Sie sich aktuell, noch grübeln, plotten, verwerfen oder schon mit dem Schreiben begonnen?
Ich bin noch in der Findungsphase, in der ich mich in die Figuren eindenke und mich mit ihnen anfreunde. Das dauert bei mir immer eine Weile, weil ich mich nur schwer von den Figuren aus den Vorgängerromanen trennen kann. Ich fremdele also momentan noch ein bisschen, aber es wird.

Interview

Petra Hülsmann spricht im Interview über ihren neuen Roman „Wenn's einfach wär, würd's jeder machen" | 17.05.2018

Nach „Hummeln im Herzen“, „Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen“, „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ und „Das Leben fällt, wohin es will“ ist „Wenn´s einfach wär, würd´s jeder machen“ inzwischen dein fünftes Buch. Woher nimmst du die Ideen für deine Bücher?Ich finde das Leben an sich sehr inspirie...

Nach „Hummeln im Herzen“, „Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen“, „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ und „Das Leben fällt, wohin es will“ ist „Wenn´s einfach wär, würd´s jeder machen“ inzwischen dein fünftes Buch. Woher nimmst du die Ideen für deine Bücher?
Ich finde das Leben an sich sehr inspirierend. Viele Ideen kommen mir, wenn ich mit meiner Familie, FreundInnen oder KollegInnen spreche. Manchmal sehe, höre oder lese ich auch etwas, das ich lustig finde oder das mich zum Nachdenken bringt. Das kann überall sein, im Wartezimmer eines Arztes, in der U-Bahn oder an der Supermarktkasse. Die meisten Ideen kommen allerdings einfach so und fliegen mir zu, ohne dass ich danach suche oder einen Anstoß von außen bekomme.
In deinem neuen Buch wird die beliebte Lehrerin Annika von ihrer Traumschule im Elbvorort an eine Albtraumschule im Problembezirk versetzt. Die Musical AG, die sie hier gründet, stellt sich als völlig talentfrei heraus. Um die zunächst desinteressierten Schüler zu motivieren, holt sie sich ausgerechnet Hilfe bei ihrer großen Jugendliebe, dem Regisseur Tristan … Was hat dich zu dieser bezaubernden Geschichte inspiriert? Gab es ein spezielles Erlebnis?
In meinem privaten Umfeld gibt es sehr viele Lehrerinnen und Lehrer, daher wollte ich schon lange mal eine Geschichte über eine Lehrerin schreiben. Ich liebe das Theater und mag auch Musicals sehr. Und, so wie Annika, spiele ich auch selbst Klavier. Der Plot und die Charaktere sind aber größtenteils meiner Fantasie entsprungen.
Wie würdest du deine Hauptfigur Annika Paulsen beschreiben?
Annika ist sehr liebenswert, wie ich finde. Sie ist auf der einen Seite freundlich, fürsorglich und lustig. Auf der anderen Seite kann man sie aber auch durchaus als einen kleinen Nerd bezeichnen, und sie ist ein bisschen schüchtern. Sie schleppt so ihren Ballast mit sich herum und hat als Jugendliche Dinge erlebt, die sie geprägt haben. Es fällt ihr schwer, die alten Dämonen zu bekämpfen und ziehen zu lassen. Das ist es, was sie in diesem Roman lernen muss.
Das Setting des neuen Romans ist die Schule. Bist du gerne zur Schule gegangen? Was waren deine Lieblingsfächer?
Ich bin gerne zur Schule gegangen, aber leider war ich auch ganz schön faul. Meine Lieblingsfächer waren Deutsch und Englisch. Geschichte fand ich auch immer interessant, ebenso wie Erdkunde. Alles, was mit Naturwissenschaften zu tun hatte, war der Horror für mich. Vor allem Mathe und Physik.
Wie autobiografisch ist die Geschichte? Warst du selber in einer Musical-AG?
Die Geschichte ist nicht autobiografisch, es gibt aber schon Parallelen zwischen Annika und mir. Ich spiele zum Beispiel auch Klavier, wobei Annika auf einem sehr viel höheren Level spielt als ich. So wie Annika habe ich auch längere Zeit in einer WG gelebt und das sehr genossen. Und Annika wohnt in Eilbek, in diesem Stadtteil wohne ich auch. Beim Schreiben hatte ich immer meine Straße und mein Wohnhaus im Kopf, das war teilweise ganz schön seltsam und sehr nah an mir dran. In einer Musical-AG war ich nie, aber ich habe mal bei einer Schultheateraufführung mitgemacht.
Gerade die Schüler sind besonders authentisch und witzig gezeichnet. Heaven-Tanita, Mesut, Meikel – wie sah hier die Recherche aus? Was hat dich zu den Figuren inspiriert?
Ich habe viele Lehrerinnen und Lehrer aus meinem Umfeld interviewt. Mit zwei Lehrerinnen, die auch selbst an Brennpunktschulen unterrichten, beziehungsweise unterrichtet haben, habe ich sehr lange und ausführlich gesprochen. Das hat mir sehr viel Input und Denkanstöße gegeben. Als ich die Geschichte geplant habe, habe ich mich immer sehr gern in der U-Bahn in die Nähe von Jugendlichen gesetzt und sie belauscht. Auch das hat mich inspiriert und mir vor allem auch dabei geholfen, ihre Art zu reden möglichst real darzustellen.
Gibt es reale Vorbilder für einige deiner Figuren?
Nein, meine Charaktere beruhen nie auf realen Personen, sondern entspringen meiner Fantasie. Es kann zwar manchmal sein, dass sie eine Eigenschaft oder Macke von mir oder jemandem, den ich kenne, abbekommen. Aber das sind immer nur Kleinigkeiten.
Gibt es eine Figur, die dir beim Schreiben besonders ans Herz gewachsen ist und warum?
Mir wachsen während des Schreibens eigentlich alle Figuren sehr ans Herz. Ich bin an der weiblichen Hauptfigur immer am dichtesten dran, da ich ja alles durch ihre Augen sehe und alles, was sie erlebt und fühlt, fühle und erlebe ich auch. Bei diesem Roman sind mir aber auch die Jugendlichen sehr nahe gegangen, allen voran Heaven-Tanita, Mesut und Meikel. Ich weiß noch genau, wie man sich als Teenager manchmal gefühlt hat, und ich konnte mich sehr gut in ihre Lage versetzen.
Klassische Musik spielt in dem aktuellen Buch eine sehr wichtige Rolle. Die Hauptfigur Annika liebt das Klavierspiel. Sie musste aber ihren Traum, Pianistin zu werden, aufgeben. Wie wichtig ist klassische Musik für dich?
Ich spiele sehr gerne Klavier und kann dabei alles um mich herum vergessen. Ich höre auch sehr gern und viel klassische Musik und gehe in klassische Konzerte. Ich merke immer wieder, dass ich bei klassischer Musik genauer zuhöre als bei Pop oder Rock. Und klassische Musik berührt mich emotional viel mehr.
Hörst du Musik während du schreibst?
Nein, beim Schreiben brauche ich absolute Ruhe. Ich höre aber viel Musik, wenn ich gerade nicht schreibe und habe zu jedem Roman eine eigene Playlist. Da in diesem Buch die Songs und Stücke aus meiner Playlist auch tatsächlich auftauchen, habe ich sie am Ende des Romans angehängt.
Welches Instrument würdest du gerne spielen können?
Ich fände es ganz cool, wenn ich Gitarre spielen könnte, aber leider fehlt mir die Zeit dazu, ein neues Instrument zu lernen.
Die Heldinnen in deinen Büchern backen und kochen sehr gerne. Wie sieht das bei dir aus? Gibt es ein Gericht, für das du berühmt bist?
Für Gäste mache ich sehr gerne Pasta mit Garnelen oder Schweinefilet mit einer Fenchel-Weißwein-Sauce. Darüber hat sich eigentlich noch nie jemand beschwert. Und das Schokoladenmalheur aus ‚Glück ist, wenn man trotzdem liebt‘ mache ich sehr gern als Dessert. Das lieben alle. Ich auch.
Die Stadt Hamburg spielt eine zentrale Rolle in deinen Büchern. Was ist so schön, so faszinierend an der Hansestadt?
Hamburg ist seit vielen Jahren mein Zuhause, und ich kann mir nicht mehr vorstellen, jemals von hier wegzuziehen. Ich liebe das viele Wasser, den Hafen, das Maritime. Und dass mir hier immer ein frischer Wind um die Nase weht. Ich finde Hamburg wunderschön, und die Stadt inspiriert mich total.
Was ist das Besondere an deinen Romanen?
Ich glaube, das Besondere daran ist, dass sie zwar durchaus märchenhaften, beziehungsweise romantischen Charakter haben, dabei aber trotzdem bodenständig bleiben. Sie spielen in der Welt, in der ich und meine LeserInnen sich auch bewegen, und die Figuren könnten Freunde oder Nachbarn sein. Dadurch fühlt sich das alles sehr real an.
Was gibt dir den inneren Antrieb, Liebesromane zu schreiben?
Die Liebe ist das schönste Thema, über das man überhaupt schreiben kann. Sie treibt uns alle an, und jemanden oder etwas zu lieben ist in meinen Augen das Beste, zu dem wir Menschen in der Lage sind. Egal, ob es die romantische Liebe ist oder die Liebe zwischen Eltern und Kindern, Geschwistern oder FreundInnen.
Welche Autoren liest du privat gerne?
Ich lese gerne die Krimis von Paula Hawkins oder Robert Galbraith. Ich lese auch in meinem eigenen Genre gern, aber seit ich selbst schreibe, nicht mehr so viel. Kürzlich habe ich die Romane von Jo Thomas für mich entdeckt. Die finde ich wunderschön, und ich kann richtig in die Geschichten versinken.
Inwieweit wirst du beim Schreiben deiner Romane von Filmen oder Büchern beeinflusst?
Ich glaube, es lässt sich nicht vermeiden, dass man von Filmen oder Büchern beeinflusst wird, aber das passiert eher unbewusst. Als ich ‚Wenn’s einfach wär, würd’s jeder machen‘ geplant habe, war mir natürlich klar, dass es bereits Storys gibt, die im Milieu Schule/Brennpunkt spielen, allen voran ‚Fack ju Göhte‘. Aber ich wollte mich dadurch auch nicht davon abhalten lassen, meine eigene Geschichte zu erzählen.
Wie belohnst du dich, wenn du ein Buch fertig gestellt hast?
Indem ich ganz viel schlafe und mir ein bisschen Abstand zu allem gönne. Dann lese und beantworte ich ein paar Tage lang keine E-Mails oder Nachrichten, und mein Laptop und Handy bleiben aus. Die Zeit gehört nur mir, meiner Familie und meinen Freunden.
Wer ist dein erster Leser?
Streng genommen ich selbst. Aber mein Mann liest meist auch schon die allererste Version des Romans. Wenn ich das Rohmanuskript gekürzt und mehrfach überarbeitet habe, bekommen es meine Lektorin und meine Agentin.
Wie sieht die typische Leserin deiner Romane aus?
Ich glaube, die typische Leserin gibt es nicht. Aber ich würde sagen, es sind Frauen (übrigens durchaus auch Männer), die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen, sich aber trotzdem gerne mal wegträumen und in meine Geschichten fallenlassen, ohne dass es dabei zu kitschig und/oder abgehoben wird.
Inwieweit beeinflussen/verändern Facebook, Twitter und Instagram deinen Alltag als Schriftstellerin?
Durch Social Media ist ein enger Kontakt zu meinen LeserInnen möglich. Ich finde es schön, mich über diese Kanäle auszutauschen, und Feedback von meinen LeserInnen ist mir total wichtig. Daher freue ich mich über jede E-Mail und jede Nachricht. Außerdem findet über Facebook auch viel Austausch mit anderen Autorinnen und Autoren statt. Das ist ebenfalls sehr wichtig für mich. Da wird Facebook quasi zur Kaffeeküche, in der man mit Kolleginnen und Kollegen plaudert.
Hast du schon mal darüber nachgedacht, einen Krimi zu schreiben?
Nein, nicht ernsthaft. Ich werde das immer wieder gefragt, aber ich schreibe romantische Komödien aus Überzeugung, und ich fühle mich sehr wohl in meinem Genre. Einen Krimi zu schreiben, reizt mich nicht. Ich will nicht ausschließen, dass ich mich irgendwann mal in einem anderen Genre ausprobieren möchte, aber das würde dann ziemlich sicher kein Krimi werden.

Interview

7 Fragen an Petra Hülsmann zu ihrem neuen Roman "Glück ist, wenn man trotzdem liebt" | 10.06.2016

Liebe Petra Hülsmann, „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ ist nach „Hummeln im Herzen“ und „Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen“ Ihr dritter Roman. Was hat Sie zu dieser bezaubernden Geschichte inspiriert? Gab es einen speziellen Moment oder ein besonderes Erlebnis?Nein, da gab es gar keinen beson...

Liebe Petra Hülsmann, „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ ist nach „Hummeln im Herzen“ und „Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen“ Ihr dritter Roman. Was hat Sie zu dieser bezaubernden Geschichte inspiriert? Gab es einen speziellen Moment oder ein besonderes Erlebnis?
Nein, da gab es gar keinen besonderen Aha-Moment. Die Geschichte ist wirklich nur durch ganz schnödes Nachdenken entstanden. Es hat mich gereizt, über eine Frau zu schreiben, die in ihrem Denken und in ihrem Alltag sehr festgefahren, fast schon zwanghaft ist und große Schwierigkeiten damit hat, sich auf etwas Neues, Ungewohntes einzulassen. Diese Figur sollte dann schnellstmöglich raus aus ihrer Komfortzone und Menschen begegnen, die ihr Leben komplett durcheinanderbringen. So sind nach und nach die Figuren und die Story entstanden. Ich koche sehr gerne und habe auch ein paar Jahre in der Gastronomie im Service gearbeitet, daher musste es wohl früher oder später so kommen, dass ich auch darüber schreibe. Bei meinem dritten Roman war es dann soweit.
Die Hauptfigur Isabelle liebt ihr geregeltes Leben mit ihrer Soap, ihrem Blumenladen und ihrer täglichen Suppe. Ein sperriger, aber liebenswürdiger Charakter zum Haareraufen, der auf eine sehr charmante Art und Weise in seinem Alltagstrott festhängt. Geht Ihnen das manchmal auch so? Das Sie sich außerhalb Ihres gewohnten Alltags unwohl fühlen?
Ich bin zum Glück nicht so extrem wie Isabelle und habe keinen festen Wochenplan und auch keinen streng durchgeplanten Alltag. Isabelle macht ja an jedem Tag der Woche zu jeder Zeit immer das gleiche und sie kommt überhaupt nicht gut damit klar, wenn sie ihren Plan nicht einhalten kann. Aber mir geht es durchaus auch so, dass ich mich außerhalb meines gewohnten Umfelds erst mal unwohl fühle und eine Weile brauche, um mich an neue Situationen zu gewöhnen. Ich weiß gerne, was auf mich zukommt und bin ungefähr ebenso spontan wie Isabelle. Nämlich gar nicht.
Auf Ihrer Homepage schreiben Sie „Liebe ist nicht nur Kuschelrock und Duftkerzen, sondern auch Death Metal und Schweinestall“ – ein herrliches Zitat! Inwieweit bezieht sich der Satz auf Isabelle?
Isabelle hat eine sehr verklärte Vorstellung von der Liebe. Sie wartet auf ihren Traumprinzen, der perfekt zu ihr passt, bei dem sie auf den ersten Blick weiß, dass er der Richtige ist und bei dem vom ersten Moment an klar ist, dass er ihre große Liebe ist. Von einer Beziehung erwartet sie, dass sie jederzeit harmonisch, liebevoll, romantisch und einfach wunderschön ist – so wie die Ehe ihrer Eltern war. Zumindest ist es das, was ihre Mutter erzählt, denn Isabelles Vater ist gestorben, als sie sechs Monate alt war. Jens, der männliche Hauptdarsteller, hat eine ganz andere Einstellung zur Liebe, und er findet Isabelles Idee komplett unrealistisch. Daher sagt er ihr immer wieder, dass Liebe eben nicht nur Kuschelrock und Duftkerzen ist, sondern ziemlich oft auch Death Metal und Schweinestall. Im Laufe des Buches beginnt Isabelle, ihre verklärte Einstellung zur Liebe zu hinterfragen und fängt an, Beziehungen und vermeintliche Traumprinzen aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.
Das Thema Kochen liegt momentan total im Trend. Auch bei Ihnen ist der attraktive Jens Koch. Wie erklären Sie sich die aktuelle Begeisterung am Kochen, Kochsendungen und (attraktiven) Köchen?
Ich glaube, als Hobby liegt Kochen deswegen so im Trend, weil es Teil der sogenannten „Entschleunigung“ des Alltags ist. Wenn alles um einen herum immer nur schneller, höher, weiter, erfolgreicher, stressiger wird, ist es herrlich entspannend, sich Zeit für etwas zu nehmen. Kochbücher lesen, auf dem Markt einkaufen gehen, Gemüse schnibbeln, Fleisch brutzeln und anschließend alles in Ruhe bei einem Glas Wein mit seiner Familie oder seinen Freunden zu genießen – es gibt nichts, was entspannter ist! Natürlich spielt aber auch die Tatsache eine Rolle, dass Kochen und Essen sehr sinnliche Erfahrungen sind, was sich für eine Liebesgeschichte natürlich super eignet. Es heißt ja nicht umsonst, dass Liebe durch den Magen geht. Mir war, als ich die Geschichte geplant habe, aber gar nicht so bewusst, dass Köche im Trend liegen. Deswegen habe ich diesie Geschichte also nicht geschrieben.
Sie haben in einer Anwaltskanzlei gearbeitet und sind schon mit dem Rucksack durch Südostasien gereist. Wo haben Sie die meisten Inspirationen gesammelt? Am Schreibtisch oder im Urwald?

Die meiste Inspiration bietet mir der Alltag. Gespräche mit der Familie, Freunden und Kolleginnen. Auch Beobachtungen, die ich im Supermarkt oder in der U-Bahn mache, können mir Denkanstöße liefern, aus denen sich Ideen für eine Szene oder einen Dialog bilden. Auf der Reise durch Südostasien habe ich natürlich auch Erfahrungen gesammelt, die fürs Schreiben wichtig sind. Sich fremd fühlen zum Beispiel, sich außerhalb der eigenen Komfortzone bewegen. Loslassen, anderen vertrauen und sich treiben lassen, in der Hoffnung, dass schon alles irgendwie gut gehen wird. Das sind alles Erfahrungen, die auch in meine Geschichten einfließen.

Zum Ende des Buches, als Isabelle die alten Briefe ihres Vaters findet, fährt sie eine emotionale Achterbahnfahrt. Wie wichtig sind diese Erfahrungen für sie?
Für Isabelle ist diese Erfahrung sehr wichtig. Es ist gewissermaßen die Schlüsselszene des Romans, in der Isabelles Vater, den sie ihr Leben lang auf ein hohes Podest gestellt hat, der das Maß aller Dinge für sie war und dem niemand das Wasser reichen konnte, gewissermaßen entthront wird. In diesem Moment wird alles, woran sie immer geglaubt hat, komplett auf den Kopf gestellt, was zunächst mal natürlich sehr schlimm für Isabelle ist. Später gibt ihr genau das aber die Freiheit, ihren eigenen Weg zu gehen.
Und zum Schluss: Ihr Lieblingsgetränk ist Frozen Strawberry Margarita, wo gibt es in Hamburg den Besten?

Die besten Frozen Strawberry Margaritas mach ich selbst – das muss ich mal ganz unbe-scheiden sagen. Aber auch in der T.R.U.D.E. in Barmbek oder im Bolero in der Rothenbaumchaussee bekommt man sehr gute.

Interview

Interview | 23.09.2014

Die Hummeln sind los – und auch Petra Hülsmann’s Welt haben sie mittlerweile ordentlich auf den Kopf gestellt. Wir haben die Autorin von HUMMELN IM HERZEN getroffen und exklusive Fragen zu ihrem Debüt und den flauschigen, schwarz-gelben Tieren gestellt. Erfahrt hier was Petra Hülsmann selbst mit Hum...

Die Hummeln sind los – und auch Petra Hülsmann’s Welt haben sie mittlerweile ordentlich auf den Kopf gestellt. Wir haben die Autorin von HUMMELN IM HERZEN getroffen und exklusive Fragen zu ihrem Debüt und den flauschigen, schwarz-gelben Tieren gestellt. Erfahrt hier was Petra Hülsmann selbst mit Hummeln verbindet, was die Protagonistin Lena so besonders macht und welche Botschaft die Autorin ihren Leserinnen und Lesern mit der Romantic Comedy vermitteln will.
Wie ist die Idee zu Ihrem Debütroman „Hummeln im Herzen“ entstanden?
Da kann ich leider gar nichts Spektakuläres zu sagen, weil es keinen konkreten Anlass oder großen Aha-Moment gab. Die Ideen und Figuren kamen ganz von alleine, ich habe sie dann weitergesponnen und geguckt, was sich daraus machen lässt. Als Erstes war da wohl die Idee von der WG. Ich habe selbst lange in WGs gewohnt und es hat mich total gereizt, mir eine „WG-Geschichte“ auszudenken. Dann war ich in Berlin in einem ziemlich ramschigen Gebrauchtbuchladen, wodurch in meiner Fantasie Otto geboren wurde. Es ist schwer zu beschreiben, die Ideen sind einfach irgendwie plötzlich da, fügen sich zusammen und ergeben nach und nach die Geschichte.
Der Roman spielt in Hamburg. Wie viel Hamburg steckt in dem Roman?
Ich liebe Hamburg sehr, und daher hat die Stadt im Roman natürlich deutliche Spuren hinterlassen. Die Geschichte spielt größtenteils an „Original-Schauplätzen“, das heißt, die meisten Kneipen und Restaurants gibt es wirklich – wobei ich sie teilweise aus dramaturgischen Gründen ein bisschen umgebaut oder umdekoriert habe. Auch Orte, die ich besonders mag, wie z. B. der Stadtteil Ottensen oder der Elbstrand, spielen eine Rolle.
Auch in den Figuren spiegelt sich Hamburg wieder. Zum Beispiel ist da Knut, der Taxifahrer, ein echtes St. Pauli-Urgestein. Der ist zwar frei erfunden, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass er mir neulich auf dem Kiez über den Weg gelaufen ist. :-) Den russischen Akkordeonspieler Sergej gibt es tatsächlich. Ich habe ihm aber einen anderen Namen verpasst und ihn aus einem anderen Stadtteil nach Ottensen verpflanzt.
Die Hauptfigur Lena wird kurz vor der Hochzeit von ihrem Zukünftigen verlassen, verliert durch einen dummen Fehler ihren Job und ist gezwungen in die Chaos-WG ihres Bruders zu ziehen. Der Roman besticht als Romantic Comedy durch seine liebevoll-charmanten Figuren. Was war Ihnen bei der Figurenkonzeption besonders wichtig?
In erster Linie war es mir wichtig, Figuren zu schaffen, die authentisch sind und von denen man sich vorstellen kann, dass sie tatsächlich irgendwo herumlaufen. Die Figuren (und auch das gesamte Umfeld) sollten nicht so abgehoben sein, sondern einfach mitten aus dem Leben – gerne ein bisschen schräg, aber niemals unglaubwürdig. Gerade bei Lena war es mir wichtig, dass man sich in ihr wiederfindet, dass man ihre Sorgen und Ängste versteht – auch wenn man sich ab und zu tierisch über sie aufregt. ;-) Ich wollte den Leserinnen das Gefühl geben, dass Lena eine gute Freundin ist, die ihnen ihre Geschichte erzählt, und ich hoffe sehr, dass mir das auch gelungen ist.
Was macht die Protagonistin Lena aus? Und welche Entwicklung nimmt sie innerhalb des weiteren Verlaufs der Geschichte?
Lena ist sehr fürsorglich, mischt sich gerne mal in die Angelegenheiten von anderen ein, redet zu viel, hat einen totalen Putzfimmel, ist gutmütig und ab und zu ein bisschen naiv. Zwei Dinge sind besonders wichtig für sie: Sicherheit und Ordnung. Sie plant alles ganz genau und kommt überhaupt nicht gut damit klar, wenn es nicht so läuft, wie sie es vorgesehen hat. Außerdem lässt sie sich leicht von anderen beeinflussen und will es jedem recht machen. Im Laufe der Geschichte lernt sie, dass weder das Leben noch die Liebe planbar sind und dass sie es in erster Linie sich selbst recht machen muss. Sie findet zu sich und kommt mit sich selbst ins Reine.
Haben Sie von Anfang an gewusst, wie sich die Protagonisten entwickeln werden oder kamen Sie beim Schreiben irgendwann an den Punkt, an dem Sie das Gefühl hatten, die Figuren entwickeln eine Art Eigenleben?
Ja, die Protagonisten und deren Entwicklung habe ich geplant, bevor ich mit dem Schreiben begonnen habe. Ich muss die Hauptfiguren kennen, wissen, warum sie so sind, wie sie sind, wo sie hinwollen und natürlich auch, wo sie letzten Endes landen werden. Die Handlung wird ja von den Figuren vorangetrieben und bestimmt, daher ist es wichtig, dass sie sich so verhalten, wie ich das geplant habe. Sonst würde die Geschichte eine ganz andere werden. Im Regelfall funktioniert das auch sehr gut. Während des Schreibens hatten Lena und Ben es ab und zu aber etwas eiliger, zueinanderzufinden, als ich das vorgesehen hatte. Dann musste ich sie fieserweise wieder zurückpfeifen.
Die Nebenfiguren haben da schon mehr Spielraum, die dürfen auch mal querschießen. Jan zum Beispiel hatte ich völlig anders konzipiert, der hat mich beim Schreiben total überrascht. Da er seiner Funktion in der Geschichte aber treu geblieben ist, habe ich das einfach so weiterlaufen lassen und eine Menge Spaß mit ihm gehabt. Der Taxifahrer Knut war vorher gar nicht geplant. Der war auf einmal da und hat sich strikt geweigert, wieder abzuhauen. Ich habe ein paarmal versucht, ihn zu streichen, aber er hat immer gesagt: „Nee du, ich sage hier die schlauesten Sachen und höre die coolste Mucke. Mich wirste nich mehr los.“ Dann durfte er halt bleiben. Man merkt vielleicht, dass ich Knut ganz besonders ins Herz geschlossen habe.
„Hummeln im Herzen“ ist der Titel des Romans. Was verbinden Sie mit Hummeln? Sind sie Ihnen sympathisch?
Ja, Hummeln mag ich sehr! Ihnen wird ja nachgesagt, dass sie rein physikalisch eigentlich gar nicht fliegen können dürften. Sie wissen das aber nicht und fliegen einfach. Das finde ich supersympathisch und auch irgendwie ermutigend, obwohl ich neulich gelesen habe, dass das gar nicht stimmt. Aber egal, für mich bleibt es einfach dabei. Was ich auch witzig finde, ist, dass sie sich, wenn sie sich angegriffen fühlen, erst mal auf den Rücken legen und ganz laut brummen. Bis eine Hummeln sticht, muss schon Einiges passieren. Sie sind also sehr gutmütig und liebenswert und passen insoweit perfekt zu der Protagonistin Lena.
Sind Ihre eigenen Erfahrungen mit in den Roman eingeflossen?
Ja, in dem Roman steckt schon Einiges von mir. Ich bin z. B. auch die Jüngste von drei Geschwistern, habe lange Zeit in WGs gelebt und in Anwaltskanzleien gearbeitet – wobei ich im Gegensatz zu Lena immer sehr nette Chefs hatte. Einige Episoden und Anekdoten in dem Roman sind tatsächlich so oder so ähnlich passiert – nicht immer unbedingt mir (zum Glück), sondern auch Freunden oder Bekannten. Der Großteil des Romans ist vollkommen frei erfunden, aber jeder, der mir einen Schwank aus seinem Leben erzählt, sollte vorsichtig sein: Wenn ich es wirklich lustig finde, kann es passieren, dass ich es im nächsten Roman verwende. Aber natürlich frage ich vorher, ob ich es darf.
Wird es eine Fortsetzung geben?
Momentan plane ich keine Fortsetzung, weil die Geschichte für mich abgeschlossen und zu Ende erzählt ist. Würde ich als Autorin am Schluss denken: „Hmmm, na, ich weiß nicht, ob das mit den beiden wirklich gutgeht“ oder gäbe es einen Aspekt in der Geschichte, bei dem ich das Gefühl hätte, dass da noch Fragen offen sind, würde ich vielleicht drüber nachdenken. Bei den Hummeln ist allerdings für mich alles in bester Ordnung und genau so, wie es sein soll. Wenn überhaupt, könnte ich mir eine Fortsetzung vorstellen, in der Lena und Ben Nebenfiguren sind und eine bisherige Nebenfigur dann die Protagonistin. Man soll ja nie nie sagen, aber konkret in Planung ist das momentan nicht.
Welche Botschaft wollten Sie den Leserinnen und Lesern vermitteln?
Es gibt ein Zitat von John Lennon, das ich sehr weise finde, und zwar: „Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu schmieden.“ Das hatte ich beim Schreiben im Hinterkopf und das ist es auch, was mir persönlich sehr am Herzen liegt, und was ich gerne vermitteln wollte. Das Leben verläuft selten so, wie man es plant, und je mehr man seinen Plänen hinterherhetzt oder misslungenen Plänen nachtrauert, desto größer ist die Gefahr, zu übersehen, wie schön das ist, was man bereits hat.
Und dann wollte ich einfach das Gefühl vermitteln: „Ich bin nicht die, die ich immer werden wollte, mein Hintern ist zu dick, mein Gehalt ein Witz, meine Karriere nicht existent, und alles in allem bin ich einfach nur Durchschnitt, aber hey: Ich bin toll, so wie ich bin.“
Arbeiten Sie bereits an einem neuen Romanprojekt? Und falls ja, dürfen Sie uns schon verraten, worum es dort gehen wird?
Ja, mein zweiter Roman ist bereits fertig geschrieben und ich bin gerade dabei, ihn zu überarbeiten. Viel darf ich natürlich noch nicht verraten, aber es ist wieder eine romantische Komödie mit zwei Protagonisten, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Die weibliche Hauptfigur ist etwas taffer als Lena und hat manchmal ganz schön Haare auf den Zähnen, das gefällt mir an ihr. Und der männliche Part ist … hach. :-) Und – wer mich kennt, wird es kaum glauben – es wird ein bisschen sportlich. Ja, doch, das kann man so sagen.

Interview

„Es hat mich gereizt, einen Frauenroman zu schreiben, der auf 'ungewohntem Terrain', also in der Fußballbundesliga spielt.“ | 18.06.2015

Ihr erster Roman „Hummeln im Herzen“ war ein großer Erfolg. Nun folgt das zweite Buch „Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen“. Hätten Sie sich das träumen lassen? Wie fühlt sich das an?Nein, dass die Hummel so erfolgreich werden würde, hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt. Am o...


Ihr erster Roman „Hummeln im Herzen“ war ein großer Erfolg. Nun folgt das zweite Buch „Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen“. Hätten Sie sich das träumen lassen? Wie fühlt sich das an?
Nein, dass die Hummel so erfolgreich werden würde, hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt. Am offiziellen Erscheinungstag bin ich in eine Buchhandlung gegangen und habe dort im Regal unter „H“ wie Hülsmann nach meinem Buch gesucht. Da war aber keins, und ich wollte schon enttäuscht nach Hause zuckeln. Beim Rausgehen habe ich mich dann total erschrocken, denn ich stand plötzlich vor einer orangenen Wand aus „Hummeln im Herzen“-Büchern, die einen richtig großen Auftritt in der Buchhandlung gekriegt haben. Das war vollkommen irreal und ein ganz besonderer Moment, den ich nie vergessen werde.
Jetzt, kurz bevor das zweite Buch erscheint, bin ich ein bisschen nervös, weil ja schon eine gewisse Erwartungshaltung seitens der Leserinnen da ist, und ich mir natürlich wünsche, dass sie den Schmetterling genauso in ihr Herz schließen wie die Hummel. Aber ich glaube, diese Nervosität gehört einfach dazu, und ich freue mich schon sehr darauf, das Buch endlich in den Händen zu halten. Denn dieses Gefühl ist unbeschreiblich schön.
Wie ist die Idee zum aktuellen Roman entstanden?
Die allererste Grundidee kam mir schon vor ein paar Jahren, als ich einen Artikel über Bastian Schweinsteiger (ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob er es war, ich glaube aber schon) gelesen habe. Der war nach einem ziemlich schlechten Spiel in einer Disco gesichtet worden, was in dem Artikel als kleiner Skandal aufgezogen wurde. Das fand ich sehr interessant, und es hat mich zum Nachdenken gebracht, wie das Leben als Hochleistungssportler wohl ist, vor allem, wie es ist, wenn es gerade nicht läuft. Dieser Gedanke bzw. diese Idee hat mich nicht mehr losgelassen, bis ich mich, kurz nachdem ich „Hummeln im Herzen“ fertig geschrieben hatte, ganz intensiv damit auseinandergesetzt habe. Ich fand die Fußballer-Idee immer noch interessant, und es hat mich auch gereizt, einen Frauenroman zu schreiben, der auf „ungewohntem Terrain“, also in der Fußballbundesliga spielt. Und daraus ist dann „Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen“ geworden.
Karoline, die Heldin im neuen Roman, beginnt als Praktikantin beim Fußball-Bundesligaverein Ein-tracht Hamburg und verliebt sich in einen Profifußballer – wie viel Fußball-Fan steckt in Ihnen?
Ich liebe Fußball, schon von klein auf. Selbst gespielt habe ich nie, aber ich habe schon immer anderen gerne dabei zugeguckt. In meiner Familie geht das Gerücht um, dass ich schon als Sechsjährige bei der WM 1982 pseudoschlaue Kommentatoren-Sprüche über Karl-Heinz Rummenigge abgelassen habe. Außerdem hat mein Vater mich immer mitgenommen ins Stadion zu Werder-Bremen-Spielen, und ich gehe auch heute noch ab und zu gerne ins Stadion. Die Bundesliga verfolge ich auf jeden Fall, gucke samstags nach Möglichkeit die Sportschau, und die großen Turniere wie WM und EM sind natürlich Pflicht.
Haben Sie einen Lieblingsverein?
Ja, Werder Bremen. „Lebenslang grün-weiß“, das ist einfach so, auch wenn ich schon seit Jahren in Hamburg wohne.
Wie haben Sie für den Roman recherchiert und sich mit der Fußballwelt vertraut gemacht?
Ein paar ganz grundlegende Fragen wurden mir von der Pressestelle des HSV beantwortet. Ansonsten habe ich unendlich viele Interviews mit Spielern, Trainern und Managern gelesen, Dokumentationen angeschaut und die Homepages der großen Vereine studiert, um etwas über die Strukturen eines Vereines und die verschiedenen Abteilungen herauszufinden.
Eintracht Hamburg, der Verein aus dem Buch, ist allerdings natürlich fiktiv, was mir sehr wichtig war, weil ich mir so den Verein genauso basteln und hindrehen konnte, wie ich ihn brauchte. Es hat übrigens wahnsinnig viel Spaß gemacht, sich einen Bundesligaverein auszudenken, mitsamt Wappen, Trikot und Vereinsmotto.
Der Roman spielt in Hamburg – wie auch „Hummeln im Herzen“. Was fasziniert Sie so sehr an der Hansestadt?
Ich lebe schon lange in Hamburg, und ich liebe diese Stadt sehr. Das viele Wasser, der Hafen, die Alster, die norddeutsche, raue Luft, ich mag selbst den Wind, der viele hier so nervt. Hamburg hat ein ganz besonderes Flair, und ich bin immer froh und fast schon erleichtert wieder hier zu sein, wenn ich weg war.
Der Roman besticht als Romantic Comedy durch seine liebevoll-charmanten Figuren, wie dem arroganten Fußballer Patrick, dem trinkfesten Finnen Pekka und dem schüchternen Tischler Nils. Was war Ihnen bei der Figurenkonzeption besonders wichtig?

Bei den Figuren ist es mir immer sehr wichtig, dass sie vielseitig sind und mehrere Ebenen haben. Ich mag es, sie erst so darzustellen, dass man schon glaubt, genau zu wissen, wie sie sind und ticken und dann irgendwann einen Blick hinter die Fassade zuzulassen, der zeigt, dass jeder Mensch auch andere Seiten hat.

Außerdem habe ich ein Herz für schräge Figuren, wie z. B. den schon genannten Pekka oder auch den Manager von Eintracht Hamburg, Hermann Dotzler, der von seiner Art her wahnsinnig laut und pol-terig ist, aber manchmal durch unerwartetes Einfühlungsvermögen überrascht.
Gibt es Figuren in Ihren Büchern, die Sie besonders lieben? Welche sind das? Und gibt es Vorbilder im realen Leben?

Ich liebe alle meine Figuren, aber da ich in der Ich-Perspektive schreibe, bleibt es wohl nicht aus, dass mir die weiblichen Hauptfiguren am meisten ans Herz wachsen. Ich sehe und erlebe die Geschichte ja durch ihre Augen und fühle immer sehr mit ihnen mit. Aber es gibt in jedem Buch auch Nebenfiguren, die ich ganz besonders mag, wie z. B. den Taxifahrer Knut aus „Hummeln im Herzen“ oder aus den „Schmetterlingen“ Karos finnischen Mitbewohner Pekka. Vorbilder im realen Leben gibt es nicht, meine Figuren sind frei erfunden. Es kann schon mal sein, dass sie eine Charaktereigenschaft oder ei-ne Macke von mir oder einer mir bekannten Person abkriegen, aber das sind dann immer nur ganz kleine Facetten. Ich würde niemals eine reale Person 1:1 als Vorlage für eine Romanfigur nehmen. Von mir selbst ganz zu schweigen.

Ähnlich wie Ihre Heldin Karoline hat es Sie nach Hamburg verschlagen. Wie viel Autobiografisches steckt sonst noch im Buch?
Autobiografisch ist der Roman eigentlich gar nicht. Karo und ich haben auch nicht besonders viel gemeinsam, bis auf die Tatsache, dass wir beide nach Hamburg gezogen sind und beide das gleiche Auto fahren. Aber natürlich fließen immer Gedanken und Gefühle in den Roman ein, die man selbst schon hatte. Das verteilt sich aber auf alle Figuren, nicht nur auf Karo. Ein bisschen was von mir steckt also gewissermaßen in jeder Figur. Und ein paar Szenen bzw. Episoden, die im Buch vorkommen, sind tatsächlich so ähnlich mir oder meinen Freunden passiert. Da möchte ich aber nicht verraten, welche das sind. .
Karos Mitbewohnerin Saskia verliebt sich in den schüchternen Tischler Nils, der aber weiß nichts von ihren Gefühlen und steht leider auf eine andere Frau. Zu allem Überfluss muss Saskia ihm dann noch Flirttipps geben. Welchen Tipp können Sie Ihren Leserinnen geben, um das Herz ihres Traummanns zu erobern?
Ich glaube, der einzige Weg, ein Herz zu erobern, ist, sich selbst treu zu bleiben und einfach man selbst zu sein. Denn wenn der andere einen nicht so mag, wie man ist, macht die ganze Flirterei doch sowieso keinen Sinn.
Arbeiten Sie bereits an einem neuen Romanprojekt? Und falls ja, dürfen Sie uns schon verraten, worum es dort gehen wird?
Ja, ich bin gerade dabei, meinen dritten Roman zu plotten, mich mit den Figuren auseinanderzusetzen und zu recherchieren. Diese Phase ist manchmal etwas anstrengend, weil ich eigentlich viel lieber mit dem eigentlichen Schreiben anfangen würde. Aber für mich sind diese Vorarbeiten absolut notwendig, weil ich genau wissen muss, was für eine Geschichte ich überhaupt erzählen will, bevor ich damit anfange. Und ich muss die Figuren sehr gut kennen, weil sie es ja sind, die die Handlung vorantreiben.
Viel verraten möchte ich eigentlich noch nicht. Es wird wieder eine romantische Komödie, die sich dieses Mal um die Floristin Isabelle dreht, die ein totaler Gewohnheitsmensch ist und deren Leben plötzlich ganz schön durcheinandergewirbelt wird. Und natürlich wird der Roman wieder in Hamburg spielen.

Mit Petra Hülsmann unterwegs in Hamburg

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