Yvonne Struck, geboren 1976 in Lübeck, war nach ihrem Diplom in Biologie mehrere Jahre Studienleiterin für Patientenbefragungen in Hamburg. Seit 2007 arbeitet sie als freie Autorin. „Jungs, meine Mutter und der ganze andere Mist“ ist ihr erstes Jugendbuch. Von ihrem peinlichsten Erlebnis als Jugendl...
Yvonne Struck, geboren 1976 in Lübeck, war nach ihrem Diplom in Biologie mehrere Jahre Studienleiterin für Patientenbefragungen in Hamburg. Seit 2007 arbeitet sie als freie Autorin. „Jungs, meine Mutter und der ganze andere Mist“ ist ihr erstes Jugendbuch. Von ihrem peinlichsten Erlebnis als Jugendliche und wie sie vom Kinderbuch zum Jugendbuch kam, erzählt die Autorin im Interview.
Frau Struck, Ihr Buch „Jungs, meine Mutter und der ganze andere Mist“ erscheint jetzt im März. Können Sie den Inhalt ganz kurz und bündig zusammenfassen?
Das Buch handelt von der dreizehnjährigen Marie, die alles über Sex weiß – theoretisch, denn geknutscht hat sie bisher nur ihren eigenen Unterarm. Dabei würde sie viel lieber Flo küssen, den Bruder ihrer besten Freundin Sonja! Blöd nur, dass der sie gar nicht beachtet. Sonja ist ihr da keine Hilfe, die brezelt sich plötzlich total auf und hat keine Zeit mehr für sie. Dann fängt auch noch Maries Mutter an zu spinnen, und hoffentlich sieht keiner die peinlichen Zeichnungen in Maries Bioheft …
Ihr Roman hat die Form eines Tagebuchs, wie sind sie auf diese Idee gekommen?
Tatsächlich habe ich das Buch erst in der dritten Person angefangen, aber so gefiel es mir überhaupt nicht. Dann habe ich alles noch einmal umgeschrieben als Tagebuch. Jetzt kann man mitlesen, was Marie genau in diesem Moment fühlt und denkt, man kann praktisch direkt in ihren Kopf gucken!
Haben Sie als Teenager selbst Tagebuch geführt?
Ja, aber ich habe nicht jeden Tag geschrieben. Eigentlich nur, wenn etwas Besonderes passiert war, meistens wenn ich traurig oder verletzt war und nicht wusste, was ich machen sollte. Dann war das Aufschreiben wie ein Gespräch mit einer guten Freundin, wo einem schon beim Erzählen alles viel klarer wird.
Mit Marie haben Sie eine Anti-Heldin geschaffen, die einige peinliche Erfahrungen machen muss, ist Ihnen auch schonmal etwas Peinliches passiert? Wenn ja, verraten Sie uns, was passiert ist?
Als ich so alt war wie Marie, war mir fast alles peinlich. Am schlimmsten war, dass ich immer rot wurde, ganz besonders, wenn ein bestimmter Junge mich ansprach. Irgendwann ist das jemandem aufgefallen, und der Junge hat dann immer zu mir gesagt: „Yvonne, werd´ doch mal rot!“ Und alle haben mich angestarrt, um zu sehen, ob es klappt. Wie soll man da bitteschön nicht rot werden?
Sie haben schon einige Kinderbücher geschrieben, warum jetzt ein Jugendbuch?
Weil die Jugend eine ganz spannende Zeit ist. Einerseits ist man kein Kind mehr, andererseits gibt es da viele Sachen, von denen man nur gehört oder gelesen hat, wie zum Beispiel Sex. Das ist total aufregend-kribbelig im Bauch, aber auch beängstigend, weil alle immer so tun, als hätten sie den Durchblick, den man selber überhaupt nicht hat.
Was ist das Spannende daran, ein Jugendbuch zu schreiben?
Genau dieses Hin und Her der Gefühle zu beschreiben. Das Kribbeln, die vielen Möglichkeiten, die man hat - aber auch die Unsicherheit, die Angst, anders zu sein und nicht dazu zu gehören. Ich wollte gerne zeigen: Es ist gibt nicht nur einen einzigen richtigen Weg, jeder muss seinen eigenen finden.
Wie viel von Ihrem Biologiestudium steckt in dem Buch?
Vom Biostudium direkt nichts. Aber danach wollte ich eine kurze Zeit lang Bio-Lehrerin werden, und bei einem Schulpraktikum wurden im Biounterricht Kondome über Bananen gezogen. Das habe ich im Buch genauso übernommen!
Maries Freundin liest hauptsächlich Mädchenzeitschriften, was haben Sie als Jugendliche gelesen?
Alles, was es in unserem Büchereibus gab. Der kam einmal in der Woche, und ich habe da stapelweise Bücher rausgetragen – Krimis, Lovestories, alles. Aber Mädchenzeitschriften habe ich natürlich auch gelesen. Ich wollte mich ja informieren, und damals gab es ja noch kein Internet! (Unglaublich, oder?)
Haben Jugendliche aus Ihrem Verwandten- oder Bekanntenkreis das Buch Probe-gelesen?
Ehrlich gesagt, nein. Bei diesem Buch hatte ich überhaupt nur zwei Testleser: meinen Mann und meine Mutter. Aber in meinem Bekanntenkreis gibt es einige Mädchen, die schon ganz heiß darauf sind, es jetzt zu lesen!
Was können Sie den Teenagern von Heute als Tipp mit auf den Weg geben?
Als Jugendliche habe ich nichts mehr gehasst als Erwachsene, die zu mir sagten: „Mach dies oder das bloß nicht oder mach das auf jeden Fall so oder so!“ Deswegen werde ich mich jetzt bestimmt nicht hinstellen und dasselbe tun. Was ich wirklich wichtig finde, ist, auf sich selber zu hören. Auf die kleine Stimme im Hinterkopf, und nicht auf das, was alle anderen sagen.