Tanja Huthmacher - Autor
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Autorin

Tanja Huthmacher

Tanja Huthmacher, geboren in Karlsruhe, studierte Germanistik, Journalistik und Kunstgeschichte in Bamberg. Sie ist Autorin von Romanen, Kurzgeschichten, Hör- und Jugendbüchern, arbeitet fürs Fernsehen und gibt Schreibseminare. Sie liebt das Wasser und den Bodensee und ist froh, in ihrer Wahlheimat München einen der schönsten Badeseen gleich vor der Haustür zu haben.

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Interview

„Ich finde, Veränderungen im Leben sollte man begrüßen und aktiv immer wieder danach suchen.“ | 09.01.2024

Wie würden Sie Ihre neue Trilogie „Zeit der Schwestern“ in einem Satz beschreiben?„Zeit der Schwestern“ erzählt von drei sehr unterschiedlichen Schwestern um die 40, die ihrem Leben alle noch einmal eine neue, unerwartete Richtung geben, dabei mit Herausforderungen zu kämpfen haben, sich aber immer ...

Wie würden Sie Ihre neue Trilogie „Zeit der Schwestern“ in einem Satz beschreiben?
„Zeit der Schwestern“ erzählt von drei sehr unterschiedlichen Schwestern um die 40, die ihrem Leben alle noch einmal eine neue, unerwartete Richtung geben, dabei mit Herausforderungen zu kämpfen haben, sich aber immer auf den Rückhalt untereinander verlassen können.
Wieso haben Sie sich dazu entschieden, über die Beziehung zwischen Schwestern zu schreiben? Was macht diese Art von Beziehung so besonders?
Als Einzelkind habe ich mir immer diese ganz besondere Beziehung zwischen Geschwistern gewünscht. Da ich das nicht habe, wollte ich mich der Erfahrung schreibend nähern. Es gibt vermutlich kaum jemanden, der einen so gut kennt, wie ein Bruder oder eine Schwester – und zwar meist aus der Perspektive eines Gleichaltrigen. Geschwister kennen Triggerpunkte, wissen aber auch, was dem anderen hilft oder ihn tröstet. Und es ist eine Art von Beziehung, die einen mehr prägt, als man sich dessen oft bewusst ist. Das finde ich sehr spannend.
Jeder Band wird aus der Perspektive einer anderen Schwester erzählt. Welche Möglichkeiten oder auch Schwierigkeiten ergeben sich daraus für den Schreibprozess?
Durch die jeweilige Perspektive pro Band lernen wir alle drei Schwestern nach und nach sehr gut durch die jeweilige Innensicht kennen. Zusätzlich fragt man sich im ersten Band vielleicht, warum die Schwestern von Carolin (der ersten Hauptfigur) auf die ein oder andere Weise reagieren und sieht alles durch Carolins Blick. Doch mit den folgenden Bänden werden auch deren Backstorys beleuchtet und man sieht die Verhaltensweisen in einem anderen Licht. Dadurch bekommen die Figuren viele Facetten – einmal in der Selbstwahrnehmung, aber auch, wie sie auf andere wirken. Die Schwierigkeit liegt darin, dass ich bei einer Perspektive pro Band natürlich immer nur das erzählen kann, was die Hauptfigur gerade erlebt, wahrnimmt und hört. Die Leserinnen bleiben sehr an ihrer Seite und erleben mit ihr gemeinsam, wie sich die Dinge entwickeln.
Der erste Band erzählt von der naturbegeisterten Carolin, der mittleren Schwester, die in Neuseeland lebt. Wie würden Sie Carolins Beziehung zu ihren Schwestern beschreiben?
Carolin ist das typische „Sandwichkind“. Sie war nie Einzelkind wie Veronika und die Rolle der süßen Kleinen wurde bald von der Jüngsten, Romy, übernommen. Während Veronika eindeutig ein Papakind ist und Romy sich blendend mit ihrer Mutter versteht, steht Carolin immer ein wenig dazwischen. Sie sieht meist beide Seiten einer Medaille und mag sich nicht klar auf den einen oder die andere festlegen. Zwischen ihren Schwestern, die eine eher rational und pflichtbewusst, die andere eher leichtlebig und manchmal etwas chaotisch, war und ist sie oft die Vermittlerin. Weil ihr diese Rolle aber irgendwann zu anstrengend wurde, hat sie den Weg hinaus gesucht und ist zur Weltenbummlerin geworden. Dennoch liebt sie beide Schwestern innig und würde alles für diese tun.
Zum 70. Geburtstag ihrer Mutter kehrt Carolin zurück in ihre alte Heimat an den wunderschönen Bodensee. Wieso haben Sie diesen Schauplatz gewählt?
Genau, weil es dort so wunderschön ist! Die Bodenseeregion ist sehr abwechslungsreich – sie bietet traumhafte Landschaften zwischen Bergen, See und weiten Wiesen, wunderhübsche Städtchen wie Überlingen oder Meersburg, pulsierendes Leben in Konstanz und sie ist reich an Kulinarik. Es lässt sich dort sehr entspannt leben. Ich habe den Eindruck, obwohl es natürlich auch eine Urlaubsregion ist, ordnet sich noch nicht alles dem Tourismus unter und die Einheimischen haben einen guten Umgang mit den vielen Reisenden gefunden. Man findet dort tolle, unterschiedliche Schauplätze für ganz verschiedene Erlebnisse der Schwestern und dadurch, dass das Familienunternehmen ein Schifffahrtsbetrieb ist, haben alle drei natürlich eine enge Beziehung zum See.
An diesem Geburtstag entscheidet sich die Mutter, Lotte, dazu, ihren Mann zu verlassen und eine neue Beziehung, ein neues Kapitel, zu beginnen. Welche Rolle spielen Neuanfänge in Ihrem Roman?
Die allergrößte Rolle! Ich finde, Veränderungen im Leben sollte man begrüßen und aktiv immer wieder danach suchen. Ohne Veränderungen schlafen einem irgendwann die Füße ein und schließlich der Kopf. Auch wenn man nicht mehr ganz jung ist, kann man doch Weichen nochmal neu stellen, um weitere bereichernde Erfahrungen zu machen. Das heißt natürlich nicht, dass man bei der ersten kleinen Krise Job, Beziehungen und Freundschaften aufgeben sollte, aber sich immer wieder zu fragen „bin ich noch glücklich, dort wo ich bin?“ und dann gegebenenfalls nachzujustieren, ist enorm wichtig. Meine drei Buch-Schwestern werden also immer wieder ins kalte Wasser geschubst, um zu lernen, dass sie sich neu orientieren müssen, um nicht unterzugehen. Mein Lebensmotto lautet schlicht: Nur Mut! Und damit ist vor allem gemeint, nur Mut, immer wieder zu neuen Ufern aufzubrechen.
Die drei Schwestern sind sehr unterschiedlich – sowohl charakterlich als auch in ihren Lebensentwürfen. Gibt es eine Schwester, in der Sie sich selbst am meisten wiederfinden?
Ich denke, man bringt in jede seiner Figuren auch immer etwas ein, das man von sich selbst kennt. Aber sollte ich eine auswählen, dann vermutlich Veronika. Sie ist sehr pflichtbewusst, hat jederzeit ein offenes Ohr für andere, hilft gerne und vergisst dabei manchmal, auch auf sich selbst acht zu geben. Das ist mir sehr vertraut. Was alle drei Figuren und mich eint, ist, die Dinge, die man tut, mit Leidenschaft und Hingabe zu tun – für Carolin ist es das Fotografieren, für Romy das Kochen, für Veronika der Weinanbau und für mich das Schreiben.
Am Ende Ihres Romans finden sich einige Rezepte. Wie entstand diese Idee und welche Rolle spielt das Kochen und Backen im Buch?
Kulinarisch ist die Bodenseeregion ja sehr abwechslungsreich und bietet tolle Zutaten – von regionalem Obst und Gemüse, über Fisch und Wild hin zum köstlichen Wein. Sie ist beeinflusst von den Küchen der benachbarten Länder wie die Schweiz und Österreich, aber auch durch die Nähe zu Frankreich. Kein Wunder vielleicht, dass alle Figuren im Buch wirklich gerne essen– und so unterschiedlich wie sie sind, haben sie eben auch verschiedene Lieblingsrezepte. Es wird immer wieder gekocht und gemeinsam gegessen, sei es ein reichhaltiges Geburtstagsbuffet, ein Essen mit frischen Zutaten vom Markt oder ein schnelles, praktisches Resteessen. Und so dachten sich der Verlag und ich, es wäre doch schön, wenn die Leserinnen nachkochen könnten, was bei Familie Hohenhausen so auf den Tisch kommt.
Der zweite Band erscheint bereits im Mai und wird aus der Perspektive von Romy, der jüngsten Schwester, erzählt. Worauf freuen Sie sich dabei besonders?
Während Caro, trotz aller Umbrüche, ein Mensch ist, der sehr in sich ruht, die Dinge durchdenkt, bevor sie Entscheidungen trifft, und eher ruhig und zurückhaltend ist, ist Romy ausgesprochen temperamentvoll und manchmal etwas impulsiv. Dieser Kontrast zwischen den beiden hat mir gut gefallen. Es hat Spaß gemacht, für den zweiten Band in so einen ganz anders gelagerten Charakter zu schlüpfen, und zu zeigen, wie sich Romy nach und nach verändert und zu sich selbst findet. In diesem Band herrscht definitiv mehr Durcheinander, das entwirrt werden muss, und sich das auszudenken und zu beschreiben, hat sehr großen Spaß gemacht. Ich habe es auch sehr genossen, hier noch mehr von Romys Kindern Luna und Vincent zu erzählen, weil sie das Geschehen noch lebendiger machen. Durch sie konnte ich gleichzeitig zeigen, welche Herausforderung, neben dem Spaß, ein Leben mit zwei Kids darstellt und welche Kraftanstrengung vor allem alleinerziehende Mütter immer wieder leisten müssen.

Interview

»Liebe ist quasi das Synonym für ›unvorhersehbare Ereignisse‹« | 15.06.2021

Ihr Lieblingssatz aus dem Buch?»Liebe ist quasi das Synonym für ›unvorhersehbare Ereignisse«Beschreiben Sie Ihre Protagonistin anhand von drei herausragenden Merkmalen:Meine Protagonistin Natalie ist hervorragend organisiert, super verunsichert und absolut kreativ-herzlich.Pralinen oder Zitroneneis ...

Ihr Lieblingssatz aus dem Buch?
»Liebe ist quasi das Synonym für ›unvorhersehbare Ereignisse«
Beschreiben Sie Ihre Protagonistin anhand von drei herausragenden Merkmalen:
Meine Protagonistin Natalie ist hervorragend organisiert, super verunsichert und absolut kreativ-herzlich.
Pralinen oder Zitroneneis – was sollte man beim Lesen von IST DER LACK AB, STREU KONFETTI DRAUF griffbereit haben?
Zitroneneis-Pralinés? Oder besser: Radieschen und Apérol Spritz auf einer Dachterrasse.
Wo sollte man Ihr Buch lesen?
Auf einer kleinen Bühne, um die Pflanzen wuchernd wachsen.
Schauplatz Ihres Romans ist München. Welche drei Utensilien sollte man bei einem Besuch unbedingt im Gepäck haben?
Ein Fahrrad (das kann man auch vor Ort leihen), Sitzfleisch für den Biergarten und eine Sonnenbrille, um all die vielen unterschiedlichen Menschen unauffällig beobachten zu können.
Was ist Ihr Rezept für einen richtig guten Liebesroman?
Entspannter Humor, Selbstironie, Konflikte und das Wissen, warum Heldin und Held sich ineinander verlieben bzw. sich lieben.
Wer ist Ihre erste Leserin?
Meine Lektorin.
Was möchten Sie Ihren Leser:innen mit auf den Weg geben?
Ein paar Radieschensamen für den Garten oder den Balkonkasten? Okay, wenn das nicht geht, dann vielleicht den Gedanken, dass wir Frauen nicht immer alles perfekt im Griff haben müssen und die Männer auch mal machen lassen sollten. Das würde ihnen und vor allem auch uns selbst guttun. Und unseren Kindern sowieso.
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