Eva Almstädt - Autor
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Autorin

Eva Almstädt

Eva Almstädt, 1965 in Hamburg geboren und dort auch aufgewachsen, absolvierte eine Ausbildung in den Fernsehproduktionsanstalten der Studio Hamburg GmbH und studierte Innenarchitektur in Hannover. Seit 2001 ist sie freie Autorin. Die Autorin lebt in Hamburg. 

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Interview

„Für jeden Krimi unternehme ich mindestens drei Recherchen vor Ort“ | 13.03.2024

Liebe Frau Almstädt, 2004, vor 20 Jahren, erschien der erste Ostseekrimi mit Pia Korittki. Hätten Sie damals gedacht, dass 18 weitere Bände folgen würden? Nein, niemals. Der erste Band war noch nicht einmal als Beginn einer Krimi-Serie gedacht, obwohl ich mir beim Konzipieren der Figuren diese Optio...

Liebe Frau Almstädt, 2004, vor 20 Jahren, erschien der erste Ostseekrimi mit Pia Korittki. Hätten Sie damals gedacht, dass 18 weitere Bände folgen würden?
Nein, niemals. Der erste Band war noch nicht einmal als Beginn einer Krimi-Serie gedacht, obwohl ich mir beim Konzipieren der Figuren diese Option unbewusst offengelassen habe.
Wie haben sich Ihre Bücher seitdem entwickelt?
Auf jeden Fall sind sie umfangreicher geworden. Ich hatte schon für den ersten Band im Vorfeld einiges an „Handwerk“ gelernt, aber ich finde es spannend, immer noch mehr über Handlungsaufbau, Figurenentwicklung und auch die Arbeit der Kriminalpolizei etc. zu erfahren.
Wie halten Sie für Ihre Leserschaft, aber auch für sich selbst die Spannung?
Wie im realen Leben stelle ich meine Figuren immer wieder vor Probleme, lege ihnen Hindernisse in den Weg, verwickle sie in Konflikte … Und ich versuche, die Täterin oder den Täter möglichst lange vor meinen Leserinnen und Lesern zu verbergen.
Was erwartet die Leser:innen in „Ostseefinsternis“?
In „Ostseefinsternis“ geht es um zwei verfeindete Familien, deren Schicksale auf vielfältige Weise miteinander verwoben sind und die letztlich ein grausames Geheimnis verbindet.
In einem früheren Interview haben Sie einmal verraten, dass Sie Ihre Kriminalromane akribisch planen. Haben Sie auch einen Plan, wie Pia Korittkis Leben weiter verlaufen wird?
Pias Leben plane ich eher von Buch zu Buch. Vielleicht, weil ich mir sonst selbst die Spannung und Motivation nehmen würde.
Im Mai erscheint mit „Akte Nordsee – Das schweigende Dorf“ der dritte Teil Ihrer Nordseereihe. Darin spielen Anwältin Fentje Jacobsen und Journalist Niklas John die Hauptrollen. Könnten Sie sich vorstellen, dass die beiden einmal Pia Korittki begegnen und vielleicht sogar zusammen ermitteln?
Im Grunde liegen deren Lebens- und Wirkungskreise ja gar nicht so weit auseinander. Doch ich kann mir eine Begegnung nur schwer vorstellen, weil in meinem Kopf jede Romanreihe eine in sich abgeschlossene Welt ist.
Wie schaffen Sie es, zwei Krimis im Jahr zu schreiben?
Disziplin. Ich liebe, was ich tue. Nochmal Disziplin. ;)
Von Hamburg aus sind Sie schnell an Nord- und Ostsee. Wie oft sind Sie im Jahr an den Schauplätzen Ihrer Krimis unterwegs?
Für jeden Krimi unternehme ich mindestens drei Recherchen vor Ort. Das erste Mal, um auf Ideen zu kommen und die Handlungsorte zu finden. Beim zweiten Mal schaue ich mir die Gegebenheiten dort im Detail an und lasse die Atmosphäre auf mich wirken. Ich fotografiere viel und mache mir Notizen. Das dritte Mal ist es Nachrecherche zu speziellen Fragen, die auftauchen, während ich schreibe oder sogar schon überarbeite.
Wo ist der perfekte Ort, um Ihre Bücher zu lesen?
Meine Bücher können überall gelesen werden, von der S-Bahn auf dem Weg zur Arbeit bis hin zu einem Strand unter Palmen auf Koh Lanta (kein Scherz, dort habe ich in einem Regal in einer kleinen Bar mal ein Exemplar von Ostseesühne entdeckt).
Sie sind viel in Kontakt mit Ihrer Leserschaft – ob auf Veranstaltungen oder über Social Media. Was denken Sie, gefällt ihnen an Ihren Krimis am besten?
Was ich immer wieder höre und lese, ist, dass die Leserinnen und Leser wissen wollen, wie es mit meinen Hauptfiguren weitergeht. Viele sagen auch, ihnen gefällt ein eher traditioneller Krimi, der sich nicht in der ausführlichen Schilderung von Brutalität und Grausamkeiten ergeht. Gerade die Menschen aus Norddeutschland freuen sich auch, wenn sie die Gegend wiedererkennen, wo der jeweilige Krimi spielt.
Hat Ihnen der Austausch mit Ihren Leser:innen schon mal zu neuen Ideen verholfen?
Ich bin da eher zurückhaltend und arbeite lieber mit meinen eigenen Ideen. Manchmal lerne ich Leserinnen und Leser kennen, die ,vom Fach‘ sind, also beispielsweise bei der Polizei oder in einem Beruf arbeiten, der im nächsten Krimi thematisiert werden soll. Das ist dann höchst spannend und hilfreich für mich.
Wie wichtig sind Freund:innen, Familie und Berater:innen beim Schreiben?
Für das Entstehen der Krimis sind mir Lektorat und Korrektorat sehr wichtig. Mit meinen Lektorinnen bespreche ich mich schon, wenn ich erste Ideen für die Handlung entwickle. Familie, Freund:innen, und Kolleg:innen sind für mein psychischen Wohlbefinden ausschlaggebend. Schreiben ist oft eine einsame Tätigkeit. Umso wichtiger ist dann, dass ich liebe Menschen um mich habe, denen ich vertraue und die mich unterstützen.
Die Stelle im Buch, die am schwierigsten zu schreiben war:
Immer der Anfang. Ich überarbeite die ersten Seiten gefühlt hundert Mal.
Wer oder was hilft, wenn es mal schwierig ist, weiterzuschreiben?
Der Gedanke, dass Schwierigkeiten normal sind und ich es bisher immer irgendwie geschafft habe.
Was darf beim Schreiben auf keinen Fall fehlen – abgesehen von Rechner, Schreibmaschine oder Stift?
Milchkaffee und die Treffen mit Leserinnen und Lesern sowie mit Kolleginnen und Kollegen.
Was ist schöner: den letzten Satz zu Ende gebracht zu haben oder das fertige Buch in Händen zu halten?
Der letzte Satz ist für mich immer ein Highlight. Ich lasse es mir auch nicht nehmen, ENDE unter den fertigen Krimi zu schreiben.
Wer das Buch liest, fühlt sich nach der letzten Seite…?
… motiviert für einen Ausflug an die Ostsee.

Interview

"Ich hatte Lust auf ein Ermittler-Duo und auf eine ganz neue Landschaft" | 04.05.2022

Eva Almstädt erzählt im Interview von ihrer neuen Kriminalroman-Reihe AKTE NORDSEE, in der die Rechtsanwältin Fentje Jacobsen und der Journalist Niklas John in Nordfriesland ermitteln.Text: Bettina Laude17 Krimis sind von Ihnen bisher erschienen, und sie spielen alle an der Ostsee. Jetzt geht es mit...

Eva Almstädt erzählt im Interview von ihrer neuen Kriminalroman-Reihe AKTE NORDSEE, in der die Rechtsanwältin Fentje Jacobsen und der Journalist Niklas John in Nordfriesland ermitteln.

Text: Bettina Laude

17 Krimis sind von Ihnen bisher erschienen, und sie spielen alle an der Ostsee. Jetzt geht es mit AKTE NORDSEE - AM DUNKLEN WASSER nach Nordfriesland. Ist die Ostsee leergeschrieben? Oder haben Sie dort keine geeigneten Schauplätze mehr gefunden?
Nein, die Ostsee-Reihe rund um Pia Korittki wird weitergehen, denn da gibt es noch einige Schauplätze, die ich spannend finde. Ich wollte gern eine neue Reihe starten, mit neuen Protagonisten. Ich wollte weg vom Polizei-Krimi, vom reinen Ermittler-Krimi. Bei Pia Korittki muss ich ja immer darauf achten, was Kommissarinnen eigentlich dürfen, an welche Regeln sie beim Ermitteln gebunden sind. Jetzt wollte ich meine Figuren mal freier ermitteln lassen.
Was ist noch anders in der neuen Reihe?
Ich hatte große Lust auf ein Ermittler-Duo. Ganz andere Protagonisten in einer anderen Landschaft. Es sollte etwas Neues, Frisches sein. Und als Norddeutsche kenne ich die Nordsee seit meiner Kindheit. Der Reiz besteht darin, sich in die Recherchen zu stürzen und auch etwas ganz Neues zu sehen.
Wie sind Sie vorgegangen?
Ich habe mir überlegt, dass eine Protagonistin auf einem Schafhof leben soll. Also habe ich mir Schafhöfe angesehen, mir von den Schafbauern viel erklären und erzählen lassen. Aber meine Hauptfigur Fentje Jacobsen ist nur Teilzeit-Schafbäuerin, eigentlich ist sie Anwältin, aber zurück nach Nordfriesland gezogen, um ihre Großeltern zu unterstützen. Ihre Großmutter wird langsam dement. Der zweite Ermittler ist ein Journalist. Er lebt in einer schicken Wohnung mit Meerblick in St. Peter-Ording. Sein Vater wiederum lebt auf Föhr. So habe ich auch die Nordseeinseln einbezogen.
Das klingt nach einem cleveren Konzept. Das angesagte St. Peter-Ording, im Kontrast dazu das Ländlich-Weite der Halbinsel Eiderstedt mit seinen alten Höfen, dazu noch eine Nordseeinsel ...
Ich sehe mir viele Orte an und lasse mich inspirieren. Am Ende geht es aber darum, was zur Geschichte passt. Für Akte Nordsee habe ich tatsächlich ganz konkret nach Schauplätzen gesucht, bei denen mir mein Gefühl sagt: Hier passt es. Das war bei der Ostsee-Reihe um Pia Korittki ganz anders. Da ist der Schauplatz ganz organisch gewachsen durch meinen damaligen Wohnort.
Wie findet die neue Ermittlerin Fentje ihre Fälle?
Durch ihre Kanzlei. Sie möchte Menschen helfen, die Wahrheit herauszufinden oder deren Unschuld beweisen. Im ersten Band stolpert sie buchstäblich über einen Mandanten, der bewusstlos auf ihrer Schafweide liegt. Er wird des Mordes verdächtigt. Der Journalist möchte darüber berichten und fängt ebenfalls an zu recherchieren. So findet sich mein Ermittler-Duo – wobei sie anfangs eher Gegner sind.
Klingt, als ob Liebe mit im Spiel sein könnte ...
Ja, das schwingt etwas mit. Aber wie es mit den beiden weitergeht, weiß ich noch nicht.
Wie schreibt es sich so, an der Nordsee entlang?
Es hat mir viel Spaß gemacht, und die Menschen waren unglaublich hilfsbereit. Außerdem habe ich viel gelernt: über Schafzucht, Tageszeitungsjournalismus, über alte Haubarge. Das sind diese Friesenhäuser mit den riesigen Dächern, wo sich alles unter einem Dach befand. Die sind so gebaut, damit man nach einer Sturmflut, wenn alle Mauern weggespült worden sind, zumindest noch ein Dach über dem Kopf hat.
Wieviel Landschaft muss einfließen in einen Regionalkrimi?
So wenig wie möglich. In einem Krimi haben lange Landschaftsbeschreibungen nichts zu suchen. Es ist viel besser, kurze prägnante Details einzustreuen. Atmosphäre: ja. Aber das muss sich so nebenbei ergeben.
Aber kaufen die Leser:innen die Bücher nicht auch genau wegen des Settings?
Ja, aber das muss ganz selbstverständlich in die Handlung integriert sein.
Wie wichtig ist es für die Leser:innen von Regional- oder Urlaubskrimis, dass sie Orte wiedererkennen? Zum Beispiel die, an denen sie selbst gern Urlaub machen oder nach denen sie Sehnsucht haben?
Es ist schon gut, wenn man Orte auch mal ganz konkret benennt. St. Peter-Ording zum Beispiel oder Föhr. Das ist ein schöner Wiedererkennungseffekt. Und es macht den Leser:innen auch Spaß, wenn sie sagen können: Das kenne ich. Der Konflikt für mich als Autorin ist eher, wenn ich sehr kleine Ort beschreibe wie in den Pia-Korittki-Krimis. Da benenne ich die Dörfer dann um, damit sich die Leute, die dort wohnen, nicht plötzlich als potenzielle Mordopfer fühlen. Die Leser:innen, die sich dort gut auskennen, erkennen es natürlich trotzdem.
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen? Haben Sie es sich selbst beigebracht oder irgendwo gelernt?
Der Auslöser war meine Situation zu Hause mit kleinen Kindern. Ich wollte arbeiten, Geld verdienen, aber mir die Zeit flexibel einteilen. In meinem erlernten Beruf als Innenarchitektin war das schwierig. Ich habe als Schülerin schon gern geschrieben, damals gemeinsam mit einer Freundin, die heute Richterin ist. Ihr habe ich mein erstes Ostseekrimi-Manuskript auch als Erstes zum Lesen gegeben.
Wann war das, und wie ging es damals weiter?
Ich habe das Manuskript an alle Verlage geschickt, die deutschsprachige Krimis veröffentlichen, und hatte tatsächlich drei Verlage, die interessiert waren. Das war 2002. Mit der Lektorin des Lübbe Verlages, die mich damals „entdeckt“ hat, arbeite ich heute noch zusammen.
Ein Glücksfall? Können? Oder beides?
Es war natürlich auch Glück dabei. Damals konnte noch keiner ahnen, dass sich die Regional- und Urlaubskrimis so entwickeln würden. Aber schon mein erstes Manuskript war sehr planvoll konzipiert. Ich bin eine absolute Planerin. Ich habe nicht einfach drauflos geschrieben, sondern habe erstmal Sekundärliteratur gelesen. Wie baut man einen Krimi auf? Wie funktioniert das Genre? Dann habe ich Szene für Szene durchgeplant und alles aufgeschrieben. Bis ich dachte: Jetzt ist es fertig, besser kann ich es nicht.
Hatten Sie literarische Vorbilder?
Wie gesagt, die Regionalkrimis gab es in dieser Form damals noch nicht. Aber ich mochte schon immer die britische Krimi-Tradition. Britische Krimis, die auf dem Land spielen, die finde ich ganz zauberhaft. Meine Idee war: Ich verfasse einen Krimi, der hier spielt, in einem Dorf im Hinterland der Ostsee, aber in der britischen Tradition geschrieben ist. Ein bisschen wie Elizabeth George zum Beispiel.
Warum ist gute Planung für einen Krimi so wichtig?
Weil ich zu jedem Zeitpunkt den Überblick haben muss über: was weiß wer. Was weiß die Polizei, was weiß der Täter, was wissen die Leser:innen. Daraus muss ich einen Spannungsbogen entwickeln. Manchmal pinne ich mir ein Zeitschema an die Wand, meistens sammle ich aber alle relevanten Informationen in Dateien auf meinem Rechner.
Welche Rolle spielt in diesem Spannungsbogen das Grauen? In Krimis geschehen furchtbare Dinge. Wie bringen Sie Menschen dazu, dass sie so etwas gern lesen möchten?
Das ist eine Frage der Grundstimmung. Ich muss eine Faszination des Grauens aufbauen, diese aber abfedern mit Humor und anderen menschlichen Themen. Wichtig ist auch, dass Lösungen angeboten werden. Es gibt ein Problem, aber auch eine Lösung, und die Sachen werden zu einem Ende geführt.
Wie wichtig ist es, dass sich Leser:innen in den Hauptfiguren wiederfinden können? Ihre Kommissarin Pia Korittki ist alleinerziehend, vieles läuft nicht rund in ihrem Leben. Fentje Jacobsen dagegen, ihre neue Protagonistin, wirkt zupackend und ausgeglichen ...
Pia Korittki habe ich damals eher intuitiv angelegt. Teile aus meiner Lebenswelt fließen da natürlich auch ein, aber ich bin nicht Pia. Und schon gar nicht Fentje. Die neue Figur ist leichter und jünger konzipiert. Pia habe ich im Laufe der Jahre viele Hindernisse in den Weg gelegt. Ob ich das mit Fentje auch so machen werde, weiß ich noch nicht. Die Leser:innen meiner Krimis sind eher in meinem Alter, denke ich. Fentje ist mit Anfang dreißig deutlich jünger. Dieses Alter habe ich gewählt, weil ich als Autorin mehr Möglichkeiten habe. Fentje ist noch nicht gebunden, hat noch keine Kinder. Mit Anfang dreißig ist noch vieles offen.
Was wünschen Sie sich für Ihre neue Nordsee-Reihe rund um Fentje Jacobsen?
Dass sie noch viele AKTEN NORDSEE öffnen kann. Und natürlich auch abschließen.

Interview

"Die Spannung, oder der „Grusel“ üben einfach eine morbide Faszination aus. " | 09.03.2022

OSTSEEKREUZ ist der inzwischen 17. Fall der erfolgreichen Serie um Kriminalkommissarin Pia Korittki. Was erwartet die Leser:innen in dem neuesten Krimi?In Ostseekreuz will Pia sich während eines Kloster-Retreats von einer Entführung erholen, doch durch den Mord an einem der Mönche wird sie mit einem...

OSTSEEKREUZ ist der inzwischen 17. Fall der erfolgreichen Serie um Kriminalkommissarin Pia Korittki. Was erwartet die Leser:innen in dem neuesten Krimi?
In Ostseekreuz will Pia sich während eines Kloster-Retreats von einer Entführung erholen, doch durch den Mord an einem der Mönche wird sie mit einem dramatischen und rätselhaften Fall konfrontiert und kann natürlich nicht die Finger davon lassen …
Der aktuelle Fall führt die Leser:innen hinter die düsteren Mauern eines Ostseeklosters. Sie sind für Ihre intensiven Recherchen bekannt. Wie sind Sie dieses Mal vorgegangen? In welches geheimnisvolle Kloster sind Sie eingezogen?
Ich habe im Kloster Cismar an einem Wochenend-Zeichenkurs teilgenommen, um in Ruhe die Gemäuer und die Gegend zu erkunden. Außerdem stand das Kloster Nütschau, wo auch Gäste aufgenommen werden, ein wenig Pate für mein Kloster Naumar. Und es gibt interessante – teils antiquarische – Bücher über das Klosterleben, die weiterhelfen.
Als Kulisse für Ihren Spannungsromane haben Sie bisher die Ostsee gewählt. Jetzt erscheint im Frühjahr 2022 mit AKTE NORDSEE - AM DUNKLEN WASSER das erste Buch einer neuen Reihe. Was macht die Küstenregionen zu einem so geeigneten Krimischauplatz?
Die Küstenregionen sind als Schauplatz so gut geeignet, weil sowohl die Ostsee- als auch die Nordseeküste Sehnsuchtsorte und damit beliebte Urlaubsziele sind. An den Küsten prallen die Elemente oft heftig aufeinander, die Natur kann noch ursprünglicher und auch gefährlicher erlebt werden als anderswo. Ein abwechslungsreiches und spannendes Setting für Kriminalromane.
Küstenkrimis, ob sie nun an der Nord- oder Ostsee spielen, erfreuen sich bei den Leser:innen großer Beliebtheit. Aber auch grundsätzliche zählen Krimis zu einem der erfolgreichsten Literaturgenres. Warum gruseln wir uns so gerne?
Die Spannung, oder der „Grusel“ üben einfach eine morbide Faszination aus. Entscheidend ist aber glaube ich, dass ein klassischer Krimi am Ende eine Lösung bietet. Das Leben ist chaotisch und schlimme Ereignisse ergeben meistens keinen Sinn. Im Krimi werden die Fäden zu einem logischen Ganzen zusammengeführt. (Beinahe) alles klärt sich auf. Und das ist ein gutes Gefühl.
Seit Ihr Debüt KALTER GRUND 2004 erschien, haben Sie sich dem Krimi verschrieben und geben dem Genre ein Gesicht. Unter anderem machen Sie sich als aktives Mitglied bei den MÖRDERISCHEN SCHWESTERN und im SYNDIKAT (Vereinen für deutschsprachige Kriminalliteratur) für das Genre stark. Was begeistert Sie nach wie vor an Kriminalliteratur?
Einmal ist da immer noch meine ursprüngliche Faszination für Spannung, menschliche Abgründe und Rätsel. Aber auch das Umfeld des Schreibens begeistert mich nach wie vor: Meine tollen Krimikolleg:innen und der inspirierende Kontakt zu Leuten, die Bücher lieben und sich für Literatur einsetzen.
Welche Krimiautor:innen lesen Sie privat gerne?
Das wechselt ständig und ich bin stets auf der Suche nach „neuen“ Krimireihen. Zurzeit lese ich Linda Castillo und tauche damit in die Welt der Amischen in den USA ein.

Interview

»Es ist das Genre, das ich selbst am liebsten lese. Daher lag es nahe, mit einem Krimi zu beginnen« | 01.03.2021

Sie sind eine der erfolgreichsten Autorinnen Norddeutschlands. Der zuletzt erschienene Band OSTSEEGRUFT stieg auf Platz eins der Taschenbuch-Bestsellerliste ein, viele Ihrer Bücher waren Bestseller. Was macht den Erfolg der Pia-Korittki-Reihe aus?Ich glaube, es ist die Kombination verschiedener Fakt...

Sie sind eine der erfolgreichsten Autorinnen Norddeutschlands. Der zuletzt erschienene Band OSTSEEGRUFT stieg auf Platz eins der Taschenbuch-Bestsellerliste ein, viele Ihrer Bücher waren Bestseller. Was macht den Erfolg der Pia-Korittki-Reihe aus?
Ich glaube, es ist die Kombination verschiedener Faktoren. Zum einen ist da die Hauptfigur der Reihe, Pia, die durch ihre authentische Art und ihren besonderen Charakter das Interesse wachhält. Zum anderen ist es das Setting der Krimireihe an der Ostsee. Das Meer ist ein Sehnsuchtsort. Viele Menschen lesen gern Geschichten, die am Meer spielen. Und nicht zuletzt sind es natürlich die spannenden und abwechslungsreichen Plots meiner Romane, die die Leserinnen und Leser immer wieder fesseln (lacht).
Warum haben Sie sich für das Genre Krimi entschieden?
Es ist das Genre, das ich selbst am liebsten lese. Daher lag es nahe, mit einem Krimi zu beginnen. Mittlerweile ist mir klar geworden, dass ich beinahe jedes Thema, das mich interessiert, in einen Krimi packen kann.
KALTER GRUND, Band eins der Reihe, ist 2004 erschienen – inwiefern hat sich Ihre Protagonistin im Laufe dieser siebzehn Jahre weiterentwickelt?
Von der jungen, etwas unbedarften, aber ehrgeizigen Kriminalkommissarin zur Hauptkommissarin, die alleinverantwortlich eine Ermittlung leitet, war es ein weiter Weg. In Pias Privatleben gab es viele Wendungen, Schicksalsschläge und Überraschungen, an denen sie gereift ist und die sie verantwortungsbewusster, aber wohl auch kompromissloser gemacht haben.
Mit OSTSEEFALLE erscheint der sechzehnte Band – Wie behalten Sie bei so vielen Büchern den Überblick über zuvor angelegte Erzählstränge und Entwicklungen?
Das funktioniert nur mithilfe sehr vieler Notizen, die beim Schreiben jedes einzelnen Romans entstehen. Die Handlung des Krimis, die Vorgeschichte, die Figuren, ihre Biographie, ihre Eigenheiten und alles, was sonst noch wichtig ist, halte ich in verschiedenen Dokumenten fest. Einmal habe ich tagelang in alten Dateien nach dem Namen von Pias Neffen gesucht, um dann festzustellen, dass ich ihm noch keinen Namen gegeben hatte. Außerdem plane ich meine Krimis genau, besonders die Figuren und den „Plot vor dem Plot“, also das, was vor dem Beginn der Handlung passiert ist. Trotzdem ändert sich beim Schreiben natürlich immer noch einiges.
Sicher kennen Sie Ihre Protagonistin nach so vielen Jahren sehr gut – wie schaffen Sie es, auch die Leserinnen und Leser abzuholen, die vielleicht noch nicht Pia-Korittki-Fan der ersten Stunde sind?
Das ist eine Herausforderung, denn ich will diejenigen, die die gesamte Reihe kennen, ja nicht mit Wiederholungen langweilen. Daher versuche ich, alles Wichtige zu vermitteln, während ich Pia in Aktion zeige. Ich lasse wichtige Elemente aus ihrer Geschichte oder über ihren Charakter in die Handlung einfließen.
Schon im letzten Band gab es ein Wiedersehen mit Marten Unruh, der nun beim LKA in Kiel arbeitet. Marten und Pia haben eine etwas komplizierte Beziehung, sie waren nur wenige Wochen lang ein Paar, dann verschwand Marten von einem Tag auf den anderen. Seitdem haben sie sich immer wiedergetroffen. Einmal in Italien, später in Lübeck. Was verbindet die beiden?
Die beiden verbindet ihre gemeinsame Geschichte. Sie haben einige dramatische, auch gefährliche Situationen zusammen durchgestanden und kennen sich mittlerweile gut. Gleichzeitig sind sie sich immer noch fremd, was die Spannung zwischen ihnen aufrechterhält und sie an einander fasziniert.
Pia war anfangs die einzige Frau in der Lübecker Mordkommission. Auch heute muss sich die alleinerziehende Mutter in dieser von Männern dominierten Welt noch behaupten. Was denken Sie, gibt es Berufe, die sich beim Thema Gleichstellung besonders schwertun?
Traditionelle Männerberufe machen es Frauen vermutlich schwerer, sich zu behaupten. Manchmal hängt es wohl auch damit zusammen, dass Frauen in einigen Bereichen eher an körperliche Leistungsgrenzen stoßen.
Hauptkommissarin Pia Korittki übernimmt die Ermittlungen im Fall eines gefundenen Totenschädels, der sie schnell zu einem „Cold Case“ führt. Lassen Sie sich bei Ihrer Recherche von wahren Fällen inspirieren?
Nein, das tue ich nicht. Reale Fälle haben für mich oft etwas Bedrückendes. Ich müsste aufpassen, keinerlei Persönlichkeitsrechte zu verletzen. Mich interessiert an realen Fällen, wie Polizei und Rechtsmedizin arbeiten. Aber das eigentliche Verbrechen denke ich mir lieber aus.
Sie schreiben ein Buch pro Jahr – Ihre Bücher erscheinen immer im April vor der Buchmesse, die in diesem Jahr wieder nicht stattfinden wird. In wieweit strukturiert das Schreiben ihr Leben?
Das Schreiben strukturiert es sogar zweifach. Ich sitze eigentlich jeden Morgen zwischen acht und neun Uhr am Schreibtisch und beginne zu schreiben, und zwar nach einem festen Plan, wie viele Seiten ich schaffen will. Und dann ist da noch der sich wiederholende Jahres-Rhythmus aus Erscheinungstermin, Lesungen, Schreib- und Korrekturphasen, Recherchen für das neue Buch, etc.
Ihre Bücher spielen an der Küste und im Umland von Lübeck. Wie finden Sie Ihre Schauplätze? Haben Sie zu vielen dieser Orte einen persönlichen Bezug?
Mich hat ein Wohnort in Ostholstein zu meinem ersten Krimi inspiriert, insofern war das recht persönlich. Die anderen Orte kenne ich aus meiner Kindheit oder von vielen Ausflügen an die Ostsee. Habe ich mal wieder einen Schauplatz gefunden, „erarbeite“ ich ihn mir, indem ich hinfahre und recherchiere, Menschen treffe, die dort leben und arbeiten. Inspirieren lasse ich mich auch von dem, was mir die Leute erzählen. Und dann entwickelt sich meine Geschichte. Manchmal schreibe ich auch vor Ort, um den Schauplätzen nahe zu sein.
Ein Schauplatz im neuen Buch ist ein Binnenschiff. Sie sind bekannt dafür, dass Sie Ihre Schauplätze sehr genau auswählen, sind Sie schon einmal auf einem Containerschiff gewesen?
Ich hatte das Glück, kurz vor dem Lockdown noch einen Recherchetermin auf einem Binnenschiff zu bekommen, das gerade bei einer Werft in Lauenburg am Pier lag. Ohne solche Einblicke könnte ich die entsprechenden Szenen nicht schreiben.
Für die Zeit nach dem Lockdown, wenn man wieder reisen kann: Nennen Sie uns Ihre Top-5 Lieblings(reise)ziele an der Ostsee?
Da gibt es viele: Lippe und Hohwacht, das Brodtener Ufer in Travemünde, der Hafen von Niendorf, Scharbeutz, Kellenhusen und Grömitz …
In Ihrem neuen Buch OSTSEEFALLE gerät Pia in große Gefahr, am Ende wird der Fall aufgeklärt und doch bleibt einiges offen – schreiben Sie schon an Band 17?
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